5. - 8. September 2002
 
Programm 2002
Filmprogramm 2002
Bilder 2002
Beiträge
 
 
 
Aktueller Kongress
 

 

 

Eine Veranstaltung von
United Creatures

eine Initiative von
Vegane Gesellschaft
und
Verein gegen Tierfabriken

Site Hosted by

Melanie Bujok, SHAC

Kampagne gegen Europas größtes Tierversuchsauftragslabor Huntingdon Life Sciences HLS

www.shac.net und www.shacgermany.net


Die SHAC-Kampagne - pro abolition

Wir haben auf diesem Tierrechtskongress oftmals die Frage diskutiert, ob wir in unserer Tierrechtsarbeit aus taktischen Gründen den reformistischen Weg - mit einer Politik der kleinen Schritte - gehen sollen, oder aber den revolutionären, kompromisslosen und somit aber auch konsequenten Weg, also abolitionists sein sollen. Ich werde im Folgenden eine Kampagne gegen die Tierversuchsindustrie vorstellen, die sich auch auf der praktischen Ebene ganz klar für letzteren Weg ausspricht, nämlich für die Abschaffung und Schließung Europas größten Tierversuchsauftragslabors Huntingdon Life Sciences HLS.
Im November 1999 gründeten TierrechtlerInnen in England - z.T. jene, die bereits in den Jahren zuvor erfolgreich die Regal Rabbit Farm, die Consort Beaglezucht und die Hillgrove Katzenzucht durch eine Kampagne geschlossen hatten - die Kampagne SHAC Stop Huntingdon Animal Cruelty.


Huntingdon Life Sciences - 500 Tiere täglich

Die erste Frage, die sich bei einer Kampagnenplanung (s. Beitrag über Campaigning) stellt, ist: Wer sind unsere GegnerInnen?
Wer ist also HLS und wer sind sonst noch unsere GegenspielerInnen in dieser Kampagne?
Huntingdon Life Sciences HLS ist Europas größtes Tierversuchsauftragslabor, d.h. der einzige Zweck dieses Unternehmens besteht darin, Versuche an Tieren durchzuführen, Versuche, die Wirtschaftsunternehmen aus dem Bereich Pharmazie, Chemie, Biotechnologie und anderen in Auftrag geben. Es sind vor allem sogenannte Verträglichkeitstest, die HLS durchführt, z.B. mit Pestiziden, Herbiziden, Lebensmittelfarbstoffen, Haushaltsprodukten, genetisch veränderten Organismen.

Huntingdon Life Sciences HLS mit Testlaboren in England (Huntingdon Research Center, Woolley Road, Alconbury in Cambridgeshire und Eye Research Center, Occold, Eye in Suffolk) und den USA zählt zu den größten Tierversuchslaboren weltweit.
70.000 Tiere - u.a. Hunde, Katzen, Affen, Vögel, Hasen, Fische, Mäuse und sog. landwirtschaftliche Nutztiere - werden in den Laboren gehalten,
500 Tiere sterben täglich in Versuchen.

Undercover Recherchen von britischen TierrechtlerInnen und JournalistInnen in den Laboren von HLS in England und den USA haben die Grausamkeit der Tierversuche an die Öffentlichkeit und die Öffentlichkeit auf die Straße gebracht. Tierrechtlerinnen haben sich in die Labore von HLS eingeschleust und dokumentierten die Gewalt gegen Tiere in diesen Laboren.

71 Beagles konnten im November 1999 dieser Gewalt entkommen, als sie aus den Zwingern des HLS's Beaglelieferanten Interfauna von Tierrechtsaktivisten befreit wurden, 14 weitere aus dem HLS Labor in New Jersey, USA, im April 2001.


Stop Huntingdon! SHAC wird aktiv

Im November 1999 gründete sich die Kampagne gegen HLS: SHAC - Stop Huntingdon Animal Cruelty - mit dem Ziel, diese Tierversuchsfirma zu schließen.

Das Zielobjekt der Kampagne ist ein Wirtschaftsunternehmen mit weitreichenden Geschäftsbeziehungen. Wer heute noch glaubt, eine Kampagne gegen ein Unternehmen gewinnen zu können, ohne die ökonomischen Zusammenhänge, politischen Verflechtungen und globalen Netzwerke mit berücksichtigen zu können, der irrt. Maßgebliches Zielobjekt der Kampagne sind freilich die Labore von HLS. Diese Labore funktionieren jedoch nur durch die Geschäftsbeziehungen, die HLS zu anderen Unternehmen tätigt, konkret: durch diejenigen Unternehmen, die HLS mit Tieren beliefern, durch diejenigen Unternehmen, die bei HLS Versuche in Auftrag geben, durch diejenigen politischen Instanzen, die Tierversuche gesetzlich im Bereich des Verbraucherschutzes, des Gesundheitsschutzes und des Umweltschutzes u.a. vorschreiben, durch diejenigen Unternehmen, die HLS ein Bankkonto, Kredite, Versicherungsschutz, Internetzugang etc. geben, durch diejenigen Vereinigungen u.ä., die HLS zu Konferenzen einladen usw.

HLS befand sich bereits mehrfach im wirtschaftlichen Aus nach den zahlreichen Protesten der britischen TierrechtlerInnen. Letztlich sank die HLS-Aktie auf einen Penny. Immer wieder erhielt HLS jedoch Unterstützung durch die Wirtschaft und durch die britische Regierung. Diese wissen um die Bedeutung der Kampagne. Wenn HLS geschlossen wird, bedeutet dies einen weiteren Erfolg - und den größten bisherigen Erfolg - der Tierrechtsbewegung gegen die Tierversuchsindustrie.


Gegen HLS und gegen die gesamte Tierversuchsindustrie

Lasst uns HLS stoppen und wir stoppen die Tierversuchsindustrie! Im weiteren Sinne stimmt diese Aussage, nämlich dann, wenn die SHAC-Kampagne Nachfolgerkampagnen findet (derzeit läuft u.a. bereits in Holland eine Kampagne gegen BPRC (Affenlabor), in Schweden gegen Wema (Beaglezucht) und der BRD wird nach Beendigung der SHAC-Kampagne gegen Covance (Tierversuchsauftragslabor) vorgegangen). Die SHAC-Kampagne konzentriert sich aus strategischen Gründen auf HLS und sein Umfeld, sie ist jedoch eine Kampagne gegen die gesamte Tierversuchsindustrie. KundInnen von HLS wie Bayer, Aventis, Novartis, Pharmacia, Monsanto, Dow sind selbst Akteure in der Tierversuchsindustrie, führen teilweise selbst Tierversuche durch. Sie spannen das soziale Umfeld auf, in dem sich unsere Kampagne und unsere Aktionen bewegen müssen.
Die GeschäftspartnerInnen von HLS sind fast ausnahmslos Global Players, also müssen wir ebenfalls global organisiert sein. Die Verantwortlichen für die Tierausbeutung in den Laboren von HLS sitzen in allen Ländern, weltweit. Wir haben ihnen mit Protest geantwortet, weltweit: mit SHAC UK, SHAC Irland, SHAC USA, SHAC Neuseeland, SHAC Frankreich, SHAC Portugal, SHAC Italien, SHAC Tschechei, SHAC Holland, SHAC Deutschland und SHAC Österreich.


No business mit HLS

Die Aktionen sind appellativ und demonstrativ aber auch koerziv und direkt. Wirtschaftsorganisationen arbeiten nach einer eigenen Systemlogik. Sie kommunizieren mit dem Code Gewinn/Verlust, ihr Kommunikationsmittel ist das Geld. Nur auf dieser Ebene kann eine Kampagne wiederum dann mit diesen kommunizieren - einen ethischen Code Recht/Unrecht bzw. Gerechtigkeit/Ungerechtigkeit verstehen Wirtschaftsunternehmen nicht. Effektiv gegen Wirtschaftsunternehmen zu campaignen heißt, ihren Gewinn zu reduzieren, Tierausbeutung muss ihnen Kosten verursachen, ökonomische Kosten wie soziale Kosten.
Aktionen des zivilen Ungehorsams, wie Go-ins, Blockade- und Ankettaktionen, virtuelle Sit-ins und Telefon- und Faxaktionen verursachen Kosten, stören den normalen Geschäftsablauf des Unternehmens, verengen seinen Handlungsspielraum. Neben Demonstrationen bei den beiden Laboren von HLS richten sich die Proteste auch an die AktienhalterInnen von HLS (teilweise Privatpersonen, teilweise Firmen), BörsenmarklerInnen, Banken, Versicherungen und v.a. TierzüchterInnen und KundInnen von HLS, den AuftraggeberInnen der Tierversuche. Mitverdienen, mitmachen bedeutet mit am Tierleid verantwortlich zu sein. Der Wirtschaftsliberalismus muss dort seine Grenzen finden, wo die Freiheit anderer maßgeblich eingeschränkt und deren Leben und Unversehrtheit angegriffen wird. Für die AktivistInnen heißt dies oftmals, vor oder in Büroräumen zu demonstrieren, weit entfernt von den Opfern von HLS, den Laboren. Doch nicht die physische Nähe zu den Tieren zählt, sondern die emotionale. Auch wenn z.B. bei dem Wirtschaftsberater von HLS Marsh kein gequältes Tier zu sehen ist, so ist Marsh mit dafür verantwortlich, dass bei HLS Tiere gequält werden. Und aus diesem Grund ist der Protest gegen Marsh unverzichtbar.


Repressionen gegen SHAC

Die SHAC-Aktionen bleiben nicht ohne Gegenmaßnahmen. Die Wirtschaft reagiert über die Wirtschaftsschutzorganisationen Polizei, Justiz und Geheimdienste mit teils massiver Repression. Mehrere AktivistInnen in Großbritannien und den USA wurden bereits vor Gericht gestellt, einige von ihnen zu Haftstrafen (!) verurteilt (eine Gefangenenliste befindet sich auf unserer Website). Die Financial Times schrieb über SHAC:

"Eine winzig kleine Gruppe von Aktivisten hat dort Erfolg, wo Karl Marx, die Baader-Meinhof Bande und die Roten Brigaden scheiterten."

Mit diesem Satz verrät die Wirtschaft mehr, als es ihr lieb sein dürfte: Wenn wir es schaffen, HLS zu schließen, haben wir nicht nur ein Unternehmen geschlossen. Wir haben dann allen AusbeuterInnen - insbesondere den TierausbeuterInnen - gezeigt, dass wir ihrer Gewalt etwas entgegenzusetzen haben und dass wir uns ihnen entgegensetzen werden - nicht ohnmächtig und resignierend, sondern innovativ, flexibel, powerful, strategisch bedacht und global.
Ich hoffe, mit Eurer Hilfe.

Melanie Bujok

SHAC Deutschland
Internet: www.shacgermany.net, Email: info@shacgermany.net

Alle Rechte am Text liegen bei der Autorin - eine Verwertung ist nur nach vorheriger Rücksprache zulässig.