Melanie Bujok, C&A-Kampagne und Karstadt-Kampagne
- Offensiv gegen die Pelzindustrie
Die Karstadt-Kampagne ist die zweite Tierrechtskampagne in der
BRD, die gezielt gegen einen Bekleidungskonzern bzw. gegen ein Warenhaus
geführt wird, das Echtpelze verkauft.
Die Karstadt-Kampagne ist die Nachfolgerkampagne der Kampagne gegen
die Modehauskette C&A und Teil der umfassenden Kampagne gegen
die Pelzindustrie, der Offensive gegen die Pelzindustrie.
Folgende Fragen/Punkte möchte ich in meinem Kurzvortrag
aufgreifen:
1. Warum eine Kampagne?
2. Warum die Pelzindustrie?
3. Warum C&A und Karstadt?
4. Verlauf, Inhalt und Ergebnis der C&A-Kampagne
5. Bisheriger Verlauf, Inhalt und vorläufige Ergebnisse der
Karstadt-Kampagne
Rückblick - Aktionen gegen die Pelzindustrie in den 80er
und 90er Jahren
Aktionen gegen die Pelzindustrie gab es in der BRD - wie in anderen
Ländern auch - schon seit Anbeginn des organisierten politischen
Tierschutzes und war auch Thema der sich in den 80er und zu Beginn
der 90er Jahre in der BRD entwickelnden Tierrechtsbewegung.
Allerdings blieb es bei vereinzelten Aktionen, v.a. vor einzelnen
Pelzgeschäften.
Die Aktionen wurden damit auf lokaler Ebene durchgeführt, blieben
singulär.
In den 80er und zu Beginn der 90er Jahre war dieses lose Nebeneinander
von Aktionen gegen die Pelzindustrie ausreichend, um Druck auf die
Pelzindustrie auszuüben und diese Tierausbeutungsindustrie
wirtschaftlich zu schwächen. Beendet wurde sie aber nicht und
konnte sich gegen Ende der 90er Jahre in der BRD sogar finanziell
erholen.
Die Strategie der 80er und 90er Jahre reicht heute nicht mehr aus,
um effektiv gegen die Pelzindustrie vorzugehen.
Warum?
Die soziale Umwelt der Tierrechtsbewegung - handlungsleitend
für Aktionen
Die Aktionen der Tierrechtsbewegung sind, wie diejenigen jeder
Bewegung, rückgebunden an die soziale Umwelt. Die sozialen,
politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bestimmen das
komplexe Beziehungsmuster, in dem die Protestformen der Tierrechtsbewegung
sich orientieren müssen. Die Rahmenbedingungen haben sich seit
Beginn der Tierrechtsbewegung verändert v.a. durch die Globalisierung
und dem Aufstieg der Neuen Medien. Dadurch ergaben sich neue Chancen
für die Aktionsformen der Tierrechtsbewegung, vor allem aber
auch Schwierigkeiten angesichts der komplexer werdenden Wirtschaft.
Die Aktionen der Tierrechtsbewegung müssen die soziale Umwelt
mit berücksichtigen, ansonsten werden sie nicht in der Lage
sein, effektiv zu agieren und etwas für die Tiere zu erreichen.
Die Strategie der Kampagne - das Campaigning - mit ihren ebenfalls
komplexen Interaktionsmustern - scheint heute ein geeignetes Mittel
gegen die Pelzindustrie, wie überhaupt gegen jede Tierausbeutungsindustrie,
zu sein (s. Vortrag "Campaigning").
Zudem hatte sich die Tierrechtsbewegung in der BRD selbst verändert.
Die Zahl der Aktiven sank, die Mobilisierung erwies sich als immer
schwieriger, was einerseits wahrscheinlich mit dem Faktum der Ich-Gesellschaft
oder der Fun-Generation mit all ihren sozialen und psychologischen
Implikationen zu tun hat, andererseits mit dem ausbleibenden Erfolg
der Tierrechtsbewegung.
Nachdem die Tierrechtsbewegung in den 80er und 90er Jahren die Phase
der Aufklärung durchschritten hat - womit ich nicht sagen möchte,
dass es heute nicht mehr notwendig sei, die Menschen zu informieren
und aufzuklären - müssen im neuen Jahrtausend konzentrierte
und konsequente Schritte unternommen werden, um die Gewalt gegen
Tiere zu stoppen und die Tiere aus der Ausbeutungssituation zu befreien.
Die Tierrechtsbewegung muss lernen, nicht mehr nur irgend etwas
für die Tiere zu tun, sondern die richtige Strategie zu wählen.
Die Pelzindustrie als low-level-Zielobjekt
Eine der wichtigsten Fragen hierbei ist natürlich die Frage
nach dem Zielobjekt.
Es war selbstredend, angesichts der geringen Ressourcen, die der
Tierrechtsbewegung zur Verfügung stehen, die schwächste
Tierausbeutungsindustrie zuerst zu wählen, da ein Erfolg gegen
diese positive Auswirkungen auf eine Kampagne gegen die nächste
Tierausbeutungsindustrie haben würde.
Die Pelzindustrie ist die kleinste und ressourcenärmste Tierausbeutungsindustrie
in der BRD.
Versucht man die Komplexität der Pelzindustrie in ihre Strukturen
und Bereiche zu zerlegen, so ergeben sich folgende Einheiten:
1. Pelztierzucht
2. Pelzauktionen / Pelzmessen
3. Pelzfelleimport- export
4. Kürschnereibetriebe / Modedesigner
5. Pelzmessen
6. Pelzläden / Warenhäuser, Bekleidungsunternehmen
(Pelzabteilungen, Verkauf von Pelz-Einzelstücken im Bereich
der Pelzmode, Bekleidung mit sog. Pelzbesätzen im stationären
Einzelhandel sowie im Versandhandel)
Diese Einheiten sind untereinander vernetzt; ebenso gibt es Netzwerke
auf internationaler Ebene.
Das Repräsentationsorgan der Pelzindustrie ist in der BRD das
Deutsche Pelz Institut. Dieses versuchte mit Hilfe von verschiedenen
Modedesignern - leider erfolgreich - in der Vergangenheit Pelz mit
stofflichen Materialien zu kombinieren (im sogenannten Materialmix)
und über diesen Weg vermehrt Zugang zu Bekleidungsunternehmen
und Warenhäusern zu erhalten und damit den Absatz von Pelz
zu erhöhen.
Gerade dann, wenn die Unternehmen über verschiedene Filialen
und/oder Verkaufsbereiche verfügen - wie C&A und Karstadt
- rentiert es sich für die Pelzindustrie, dort ihre Aktivitäten
zu verstärken.
C&A
C&A hatte im Jahre 1998 nachdem sie 1988 ihre Pelzabteilungen
geschlossen hatten, diese wieder eröffnet. Allerdings nur in
Deutschland, C&A ist ja ein niederländisches Unternehmen
mit Filialen in ganz Europa. C&A kommentierte, dass in Deutschland
aufgrund des fehlenden Drucks von TierschützerInnen die Situation
günstig sei.
Tatsächlich hatten sich die Tierschutz- und Tierrechtsgruppen
in Deutschland in den Jahren zuvor weg von one-issue-Gruppen zu
multi-issue-Gruppen entwickelt, es wurden also eine Vielzahl von
Tierschutz- und Tierrechtsthemen gleichzeitig angegangen. Die logische
Konsequenz war, dass der Protest auf die einzelnen Tierausbeutungsindustrien
verteilt wurde und somit der Druck auf die einzelnen fiel.
Zeitgleich kündigten schließlich im Jahre 2000 verschiedene
Tierrechtsgruppen Protest gegen die Wiedereröffnung der Pelzabteilungen
bei C&A an, denn es war allen klar, dass ein erfolgreicher Wiedereinstieg
von C&A in den Pelzhandel weitreichende positive Effekte für
die Pelzindustrie bedeuten würde.
Es waren Gruppen aus Berlin,. Hamburg, München und dem Ruhrgebiet,
in dem gerade bereits die Kampagne gegen die Nerzfarm Manfred Rossberger
lief (die im Übrigen im Dezember vergangenen Jahres aufgrund
der Aktivitäten von TierrechtlerInnen geschlossen wurde). Diese
Gruppen schlossen sich mit dem Ziel, kontinuierlich gegen alle Einheiten
der Pelzindustrie vorzugehen, bis diese nicht mehr existiert, im
Februar 2000 zur Offensive gegen die Pelzindustrie zusammen.
Konzentriert wurde sich zuerst auf C&A, also auf ein Bekleidungsunternehmen.
Dieses schien uns, neben den Pelzfarmen, vorläufig das vorrangige
Ziel der Offensive zu sein, da diese Einheiten Schlüsselpositionen
in der Pelzindustrie einnehmen.
Die Schaffung einer Kampagne
Folgende Schritte wurden in der C&A-Kampagne unternommen, die
dann auch in der Karstadt-Kampagne so begangen wurden:
1. Einrichtung eines Kampagnenteams
In diesem werden
- Aufgaben aufgeteilt,
- das Kampagnenmaterial - also Flugblätter, Plakate, Protestkarten,
Videos u.a. - erstellt,
- die Strategie und die gemeinsamen Aktionen ausgearbeitet;
- im weiteren Verlauf ist das Kampagnenteam außerdem Ansprechpartner
für die an der Kampagnen
teilnehmenden Aktiven, sowie für die Öffentlichkeit
und das gegnerische Unternehmen
- und es ist zuständig für die Informationsaggregation,
- analyse und -weiterleitung.
2. Informationsaggregation
Sammeln von möglichst umfangreicher und sachdienlicher Information
über das Unternehmen und im Speziellen über den dortigen
Pelzeinkauf und -verkauf:
- Wer sind die Belieferer?
- Woher stammen die Tierfelle?
- Gibt es Abnahmeverträge zwischen den beteiligten Unternehmen,
die über ein Jahr hinausgehen?
- Werden die Pelze auf Kommission an das Unternehmen gegeben
oder haftet das Unternehmen bei Nichtverkauf mit eigenem Vermögen?
- Wer ist der zuständige Einkäufer oder die Einkäuferin
in dem Unternehmen?
- Werden die Pelze von einer zentralen Stelle eingekauft und
dann an die Filialen verteilt oder können die Filialen ihr
Sortiment selbst bestimmen?
- Ist das Unternehmen eine Aktiengesellschaft?
- Wenn ja, welche Rolle spielt der Vorstand beim Pelzhandel?
- Wer besitzt die Mehrheit der Aktien?
- Wie findet sie Strategieplanung und Konzernkommunikation dort
statt?
- Hat sich das Unternehmen schon mal zum Thema Pelz öffentlich
geäußert, wenn ja, wie?
- Auf welche Weise wirbt das Unternehmen für Pelz?
- Wie versucht das Unternehmen vielleicht schon im Vorfeld dem
Protest von TierrechtlerInnen entgegenzutreten?
- Gibt es Anweisungen an die MitarbeiterInnen, wie sie sich im
Falle des Protests von TierrechtlerInnen zu verhalten haben?
u.v.m.
3. Mobilisierung der eigenen Bewegung
- Aussendung eines ersten Newsletters mit Informationen über
den Grund der Kampagne,
über ihre Ziele und Vorgehensweise, erste gemeinsame Aktionstermine
- Veröffentlichung des Kampagnenstarts in Tierschutz- und
Tierrechtszeitungen
- direktes Ansprechen von Aktiven
4. Herantreten an das Unternehmen
Aussenden eines ersten Schreibens, in dem der Sachverhalt erklärt,
die Forderungen formuliert, Proteste angekündigt und um eine
Stellungnahme gebeten wird.
5. Aktionen
Aktionsformen:
- Intermediäre Aktionen (haben hier nur sehr geringe Bedeutung)
- Appellative/demonstrative Aktionen
- Direkte/koerzive Aktionen: z.B. Aktionen des zivilen Ungehorsams
und hierbei
- koordinierte Aktionen:
Ausrufen von gemeinsamen Aktionstagen oder einer Aktionswoche
bzw. von Targets und Aktionsformen
Beispielsweise von gemeinsamen Email-, Telefon- und Faxaktionen
gegen einzelne Verantwortliche bei C&A/Karstadt oder gegen
die Zentrale, Ausrufen bundesweiter Demonstrationen vor Filialen
des Unternehmens
- Einzelaktionen
Der Verlauf der C&A-Kampagne
Bei der C&A-Kampagne wurde sehr schnell festgestellt, wer zuständig
für den Pelzeinkauf ist. Es wurde recherchiert, dass der Zenraleinkäufer
von Pelz- und Lederwaren für C&A auf der Pelzmesse Fur&Fashion
in Frankfurt Kontakte zur Pelzindustrie knüpfte. C&A warb
für ihre Pelze fast wortwörtlich wie das Deutsche Pelz
Institut auf ihrer Website versucht, die Gewalt an sog. Pelztieren
zu verharmlosen.
Auch gab C&A intern eine Pelzfibel für ihre MitarbeiterInnen
heraus, in der beschrieben wurde, wie die VerkäuferInnen bei
Zweifel der KundInnen argumentieren sollten und was die einzelnen
Fellbezeichnungen bedeuten etc.
C&A reagierte auf unser erstes Anschreiben nicht, sowie auf
keines unserer Kontaktversuche mit dem Unternehmen während
der gesamten Kampagne.
Obwohl C&A nur in der BRD Pelze verkauft, konnten wir auch in
Österreich TierrechtlerInnen gewinnen, die sich an der Kampagne
beteiligten und Druck auch auf die österreichischen Filialen
ausübten.
In der Folge wurde kontinuierlich vor C&A Filialen in etwa 15
Städten demonstriert, Unterschriften gesammelt, die Verantwortung
C&A's für die Ermorderung von Pelz tragenden Tieren dargestellt.
Es wurde zudem herausgefunden, dass C&A über eigene Kundenkritikkarten
und Faxschreiben verfügte, wobei bei den Karten C&A für
das Porto aufkam; von diesen Möglichkeiten wurde rege Gebrauch
gemacht.
Auch bemühte sich die Kampagne, die Zentrale, C&A Buying,
in Düsseldorf in ihrem Arbeitsablauf zu stören, durch
oben beschriebene Telefonaktionen und Faxaktionen. Mit zunehmender
Bedeutung des Internet und Emailverkehrs, wurden außerdem
Emailaktionen gestartet, um den Account des Unternehmens zum Überlaufen
zu bringen und somit echte KundInnenanfragen oder Emails von GeschäftskundInnen
zu blockieren.
Neben diesen Aktionen wurden Aktionen des zivilen Ungehorsams durchgeführt:
Go-ins in Pelzabteilungen des Unternehmens, Ankettaktionen in der
Pelzabteilung, Dachbesetzungen außerhalb der Filialen.
All diese Aktionen verursachten bei C&A Kosten, Kosten, die
das Unternehmen mit dem Gewinn durch den Verkauf von Pelzen verrechnen
musste.
C&A versuchte nun im Gegenschlag, dass die Offensive gegen die
Pelzindustrie für ihre Kampagne juristisch belangt wurde: C&A
ließ zum Beispiel die Kampagnenwebsite sperren, schaffte es,
dass eine Plakatwand zur Kampagne in München von der Deutschen
Städtereklame überklebt wurde, strengten Gerichtsverfahren
gegen AktivistInnen an, die alle schließlich zu einem Bußgeld
bzw. zu Verurteilungen führten.
Mittlerweile halfen uns jedoch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen
des Unternehmens; sie konnten sich auch durch die Sortimentsneuausrichtung
- im Zuge dessen in der BRD wieder Pelze eingeführt wurden
- wirtschaftlich nicht erholen. Sie mussten gar in einigen Ländern
alle ihre Filialen schließen.
Im Februar 2001, also nur ein Jahr nach Kampagnenstart, gibt das
Unternehmen in einer Presseinformation bekannt:
"C&A wird den Verkauf von Pelzbekleidung beenden".
C&A argumentiert, der Pelzverkauf habe sich in einer Testphase
befunden, die aufgrund des "Kundenverhaltens" und der
"Entwicklung auf dem Markt" beendet wurde.
"Spekulationen einzelner Interessengruppen, diese Maßnahme
sei ein Erfolg ihrer Aktivitäten" trifft nicht zu, so
C&A.
Natürlich ist es ein Erfolg der Tierrechtskampagne gewesen,
C&A hat sich ja nicht einmal getraut, in dieser Presseerklärung
die Tierrechtskampagne mit Namen zu benennen, sondern schreibt von
"Interessengruppen".
Karstadt
Die Karstadt Warenhausgruppe mit ihren Unternehmen Karstadt, Wertheim,
Alsterhaus, Hertie und KaDeWe im Bereich des stationären Einzelhandels
wurde als zweites Kampagnenziel gewählt. Die Gründe waren
folgende:
- Karstadt ist durch seine Vielzahl von Filialen und zusätzlich
noch durch seinen Versandhandel Madeleine, in dem Pelze angeboten
werden, Europas größter Pelzanbieter. Ein Ausstieg
der KarstadtQuelle AG, der die Karstadt Warenhaus AG untergeordnet
ist, würde die Pelzindustrie empfindlich treffen,
- die Karstadt Warenhaus AG hat in allen großen Städten
der BRD und in vielen kleineren Filialen, d.h. es können
sich bundesweit Aktive an der Kampagne beteiligen,
- die Karstadt Warenhaus AG hat in etlichen Filialen noch ganze
Pelzabteilungen geführt
Wo liegen die Unterschiede zu C&A?
Nicht nur die Tatsache, dass die Karstadt Warenhaus AG seit Jahrzehnten
Pelzabteilungen, und zudem in einigen Filialen sehr große
Pelzabteilungen, hatte, unterschied dies Unternehmen von C&A.
Die Karstadt Warenhaus AG und als ihre strategische Dachorganisation
die KarstadtQuelle AG ist eine Aktiengesellschaft, d.h. man hat
es hier mit viel mehr Akteuren zu tun, nämlich neben den Geschäftsleitern
der einzelnen Filialen mit einem Vorstand, einem Aufsichtsrat und
Aktionärinnen und Aktionären.
Wir mussten uns folglich überlegen, an wen wir zuerst unseren
Protest adressieren sollten. Zudem ist die Karstadt Warenhaus AG
nicht auf den Bekleidungsbereich beschränkt. Ein Boykottaufruf
auf die Bevölkerung erwies sich als weitaus schwieriger.
Der bisherige Verlauf der Karstadt-Kampagne
Die Kampagne wurde mit Schreiben an die Karstadt Warenhaus AG am
12. Oktober 2001 begonnen.
Die Karstadt Warenhaus AG antwortete am 23. Oktober 2001 mit Verweis
auf die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen beim Pelzeinkauf
sowie mit dem Verweis auf die politische und gesellschaftliche Ebene,
auf der das Problem des Pelzhandels gelöst werden sollte. Dieses
Schreiben wurde von uns kommentiert und ein erster bundesweiter
Aktionstag und damit Start der Aktionen gegen die Karstadt Warenhaus
AG für den 08.12.2001 bekanntgegeben.
Einen Tag zuvor, am 07.12.2001 kündigte das Unternehmen an:
"Karstadt konzentriert Angebot auf synthetische Pelze'".
Diese Entscheidung sei nach einer "Sortimentsanalyse"
und "Kundenbefragung" erfolgt. Zweifelsohne war diese
Entscheidung jedoch auch eine Reaktion auf die angekündigten
Proteste und zugleich auf die C&A-Kampagne.
Wie C&A hat auch die KarstadtQuelle AG mit Umsatzeinbußen
zu kämpfen und das Warensortiment wurde neu überdacht.
Pelzbekleidung machte nur einen geringe Umsatzanteil an der Damenoberbekleidung
aus. Die Entscheidung, die Pelzabteilungen in den Unternehmen der
Karstadt Warenhaus AG Karstadt, Alsterhaus und Wertheim zu schließen,
war aber sicherlich auch durch die dem Unternehmen bevorstehende
Karstadt-Kampagne beeinflusst.
Die Pelzabteilungen bei den Unternehmen der Karstadt Warenhaus AG
Hertie in München und KaDeWe in Berlin wurden jedoch beibehalten
und dies sind die ertragreichsten Pelzabteilungen der KarstadtQuelle
AG.
Außerdem bietet der Spezialversand des KarstadtQuelle Konzerns
Madeleine Pelze an.
Und dann sind da noch die sogenannten Pelzverbrämungen, - besätze
oder -accessoires. Im Gegensatz zur C&A-Kampagne wurde bei der
Karstadt-Kampagne nun beschlossen, die Kampagne nicht nur auf die
Ganzpelzbekleidung, sondern auch auf die Teilpelzbekleidung zu beziehen
und die Kampagne erst dann zu beenden, wenn auch Letztere bei den
Unternehmen der Karstadt Quelle AG nicht mehr verkauft wird. Dies
aus folgenden Gründen:
Die neue Strategie der Pelzindustrie
- die Pelzindustrie hat mit ihrer Strategie, Pelz zu zergliedern
und mit anderen Materialien zu mixen, den Wiedereinzug in fast
ausnahmslos alle Bekleidungsunternehmen erreicht. Jene, die noch
keinen Echtpelz benutzen, verwenden sogenannten Kunstpelz und
es nur eine Frage der Zeit bzw. eben unseres Dagegenhalten, bis
auch diese zu Echtpelz wechseln
- es ist sogar anzunehmen, dass die Pelzindustrie durch Pelzverbrämungen
mehr Pelz verkauft, als zuvor durch Ganzpelzbekleidung
- bei Pelzverbrämungen kann die Pelzindustrie auch minderwertigere
Pelze benutzen - hat also einen geringeren Ausfall -, v.a. dann,
wenn diese eingefärbt und/oder geschoren werden
- das Färben und Schären von Pelzen ist ohnehin eine
weitere Strategie der Pelzindustrie, Pelz für die KundInnen
wieder akzeptabel zu machen; Pelz wird dabei bis zur Unkenntlichkeit
verarbeitet und die Hemmschwelle, Pelz zu kaufen, gesenkt.
Den Pelzhandel zu stoppen heißt aus diesem Grund zunehmend,
den Verkauf von Pelzverbrämungen zu stoppen.
Dies hat sich die Kampagne gegen die Karstadtgruppe zur Aufgabe
gesetzt, ebenso, wie die restlichen Pelzabteilungen bei der Karstadt
Warenhaus AG zu schließen.
Leider konnte die Kampagne gegen die Karstadtgruppe nicht den Druck
aufrecht erhalten, der gegen C&A und am Anfang der Karstadt-Kamagne
ausgeübt wurde. Der Grund war und ist immer noch die geringe
Zahl der Aktiven in der Kampagne.
Hat der Erfolg der Kampagne gegen C&A hoffen lassen, dass bei
der Nachfolgekampagne sich sogar noch mehr Gruppen und EinzelaktivistInnen
beteiligen würden, war das Gegenteil der Fall: viele dachten,
die Kampagne würde auch ohne sie laufen. Aber keine Strategie,
kein Kampagnenteam kann eine Kampagne zum Erfolg ohne AktivistInnen,
ihren Aktionen, ihrem Input führen.
Also werdet aktiv gegen die Pelzindustrie!
Melanie Bujok
Offensive gegen die Pelzindustrie
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nur nach vorheriger Rücksprache zulässig.
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