Tierrechte und Menschenrechte
von Martin Balluch
Definition von Unterdrückung
(Young 1990, 5 Formen der Unterdrückung, aus Docekal und
Studer: "Politische Theorie")
- Gewalt: "systematischer Charakter", "soziale
Praxis"
- Kulturimperialismus: "die Erfahrungen und die Kultur
der herrschenden Gruppe werden zur Norm gemacht" [was "Tiere"
tun ist weniger wert und primitiv]
- Marginalisierung: "in öffentlich-politischen
Diskursen kaum vertreten" [menschliche Probleme sind wichtiger,
tierliche nicht einmal politisch ernstzunehmen]
- Machtlosigkeit: "Behinderung in der Entwicklung
der eigenen Fähigkeiten", "Mangel an Entscheidungskompetenz",
"respektlose Behandlung aufgrund des gesellschaftlichen Status"
- Ausbeutung: "strukturelle Relation zwischen sozialen
Gruppen", "der stete Prozeß, die Ergebnisse der
Arbeit einer sozialen Gruppe auf eine andere zu übertragen"
Definition von Rassismus
(Jäger und Link 1993, Die vierte Gewalt, Duisburg)
Rassismus ist "eine Haltung bzw. Haltungen, durch die
- Fremde ["Tiere"] genetisch und/oder kulturell abweichend
wahrgenommen werden,
- diese Abweichung als negativ angesehen wird, wobei dies
- aus der Position der Macht geschieht, die
- dazu befähigt, diese negative Einschätzung auch in
Gestalt von ausgrenzenden und diskriminierenden Handlungen zu
artikulieren."
Ideologie des Rechts-Extremismus
(Gärtner 1996, Die ordentlichen Rechten, Picus)
- Die Ideologie der Ungleichheit ["Menschen" versus
"Tiere"]
- Autoritäre Umsetzung [legale Gewalt gegen "Tiere",
Menschen haben Gewaltmonopol]
- Biologismus [Unterdrückung der "Tiere" sei natürlich,
sie sind genetisch und/oder kulturell unterlegen]
- das Kollektiv wichtiger als das Individuum [Artenschutz wichtiger
als Tierschutz]
- Antipluralismus in der Meinungsvielfalt [TR Argumente werden
ignoriert, Diskussionen verweigert, TR-Ansätze bestenfalls
verlacht; es wird versucht TR-Meinungen aus den Medien zu drängen,
z.B. TATblatt oder Radio Orange, etc.]
Ausbeutung wegen Minderwertigkeit
(Patterson 2002, Eternal Treblinka, Lantern Books)
- Hierarchie unter den Lebewesen (klassische griechische Antike,
mittelalterl. Christentum)
- Sklaverei ist Erweiterung der Domestikation
- Erste industrialisierte Massentötung: Schlachthöfe
in den USA des 19. Jhdt's
- Ford exportiert die Technik der Fliessbandproduktion nach Nazi-Deutschland
- Menschliche Eugenik aufgrund von Erfahrungen in der Tierzucht
- Himmler: Prinzip und Praxis der Rassenhygiene aufgrund seiner
Erfahrungen als Massentierhalter
- Menschen, die genetisch minderwertig gesehen werden, werden
mit nicht-menschl. Tieren verglichen
- Das erste Anzeichen eines nahenden Genozid ist, wenn eine gewisse
Menschengruppe im üblichen Sprachgebrauch als (gewisse) Tiere
bezeichnet wird
Untermenschen - Ideologie des 3. Reichs
- die arische "Rasse" ist das "Herrenvolk"
[Menschen als Krone der Evolution/Schöpfung]
- SlawInnen als ArbeiterInnen für die "Herrenmenschen"
["Tiere" für menschlichen Nutzen]
- Zukunftsperspektive: "arische" Bauern mit slawischen
Knechten ["Nutztiere"]
- SlawInnen profitieren von "arischer" Kultur ["Tiere"
profitieren durch Sicherheit, Nahrung, Hygiene,
]
- Naturgesetz: der Stärkere, Intelligentere dominiert den
Schwächeren, weniger Intelligenten
- Evolution: die "bessere Rasse" setzt sich auf Kosten
der anderen durch ["Tiere" müssen der Ausbreitung
menschlicher Kultur weichen]
Historische Argumente pro-Sklaverei
- Menschen sind nun einmal schlecht, Sklaverei lässt sich
nie abschaffen
- Es gibt viel Schlimmeres als Sklaverei
- Abschaffung der Sklaverei würde zum Aussterben der Schwarzen
in Amerika führen, sind ohne weiße Hilfe nicht lebensfähig
- Generell wurde nicht argumentiert, dass die Sklaverei moralisch
richtig wäre, sondern "es geht nicht anders", Sklaverei
ist ein "notwendiges Übel"
- Die Bibel erlaubt die Sklaverei: i) Jesus hat sich nie gegen
die Sklaverei ausgesprochen; ii) das Alte Testament ist unkritisch
voll von Sklavengeschichten; iii) Ham wird von Noah in die ewige
Sklaverei verflucht - die Schwarzen werden die Nachkommen Ham's
sein; iv) die Sklaverei der Schwarzen ist Gottes Weg sie zu ChristInnen
zu machen
- Schwarze sind minderwertig, weniger intelligent; das wurde auch
"wissenschaftlich" durch Hirnvermessungen belegt; sie
sind Zwischenstufe zwischen Menschen und Tieren.
- Die Schwarzen profitieren von der Sklaverei, weil sie ihnen
Kultur und Zivilisation bringt
- SklavInnen haben es besser als freie Schwarze: ein sicheres
Dach über dem Kopf, mehr Hygiene, medizinische Versorgung,
keine Sorgen, immer was zu essen, ...
- Sklaverei ist besser als Kapitalismus: Schwarze (bzw. Schwache)
unterliegen im kapitalistischen Konkurrenzkampf, Armut, Hunger,
...
- Hierarchie und Ungleichheit sind wesentliche Bausteine einer
guten, stabilen und friedlichen Gesellschaft
- Hierarchie und Ungleichheit sind natürlich
- Grausamkeiten bei der Sklaverei sind Ausnahmen, SklavenhalterInnen
sind in väterlicher Weise um ihre SklavInnen besorgt; nur
gut gehaltene SklavInnen machen gute Arbeit
- Die Forderung nach Gleichheit für Weiße bezieht sich
nicht auf Schwarze; Schwarze sind anders
- Den Weißen das Recht zu nehmen Schwarze zu halten, ist
eine unerträgliche Einschränkung der Freiheit der Weißen
- Schwarze sind nicht fähig für ihre eigenen Rechte
einzutreten und zu kämpfen, und verdienen daher auch keine
Geschichte der Sklaverei in den USA
- Bis 1750: Sklaverei nicht hinterfragt; SklavenhalterInnen protzen
mit Misshandlung und Härte
- Ab 1750 (Aufklärung): Umgang mit SklavInnen moralisch relevant;
SklavenhalterInnen protzen damit, ihre SklavInnen besonders gut
zu halten.
- Um 1780: Unabhängigkeitskrieg; Verfassung: Grundrechte,
Freiheit, Gleichheit; Sklaverei erstmals moralisch hinterfragt,
wird zum "notwendigen Übel"
- Anfang 19. Jhdt.: Sklaverei durch Befreiungsbewegung im Norden
der USA abgeschafft, wo Sklaverei weder weit verbreitet noch großen
wirtschaftlichen Einfluss hatte; der Süden igelt sich ein;
erste Pro-Sklaverei Schriften erscheinen
- Mitte 19. Jhdt.: Sklaverei wieder voll gefestigt im Süden;
alle Pro-Sklaverei, wer dagegen ist, ist VerräterIn, unpatriotisch
- Um 1865: Sezessionskrieg, Befreiung der SklavInnen
- Bis 1877: Formale Abschaffung der Sklaverei und Gleichstellung
(inklusive Wahlrecht) der Schwarzen, Rekonstruktionsregierungen
versuchen egalitäre Gesellschaft zu schaffen: scheitert
- Bis 1910: Terror von weißen Milizen (Ku Klux Klan): rassistische
Regierungen nehmen den Schwarzen alle Bürderrechte wieder
weg
- Bis 1950er: Schwarze wieder total unterdrückt, keine Infrastruktur,
keine Schulen, totale Rassentrennung, Schwarze in keinen Parks,
keinen Kinos, ohne Wahlrecht, ohne Bildung, ...
- Ab 1950er: Bürgerrechtsbewegung (Martin Luther King, Malcolm
X) ermöglicht graduelle Emanzipation der Schwarzen; FBI
- Ab 1960er: Bundespolizei aktiv gegen weiße Miliz
- Ab 1980er: Prozesse zur Entschädigung schwarzer Opfer und
Zerstörung des KKK
Aspekte der Sklaverei in den USA
- Nur wo die Sklaverei keinen großen Einfluss auf die Gesellschaft
oder die Wirtschaft hatte, konnte sie von innen her abgeschafft
werden
- SklavInnen haben sich nie selbst befreit, es nicht einmal versucht
- Der Widerstand von SklavInnen war immer individuell und nicht
kollektiv
- Das Verbot der Sklaventransporte hat die Sklaverei gefestigt
- Auch (bzw. fast nur) RassistInnen in den USA haben sich gegen
die Sklaverei stark gemacht
- Konflikt zwischen jenen, die Sklaverei humanisieren und jenen,
die sie abschaffen wollten
- Es gab die Underground Railroad, ein organisiertes System zur
illegalen Befreiung von SklavInnen (Hilfe für Individuen,
konnte Sklaverei als Institution nicht gefährden
- Es gab auch bewaffnete Anschläge gegen Sklaverei durch
Weiße
- Je mehr Anti-Sklaverei Druck von aussen kam, desto mehr wurden
Anti-Sklaverei Stimmen von innen schwer unter Druck gesetzt
- Die Verteidigung von Sklaverei führte zu Konservativismus
und Anti-Demokratie
- Die Abschaffung der Sklaverei im Süden der USA Ende eines
"way of life"
- Kinder sind immer Anti-Sklaverei, auch weiße Kinder in
Sklavereigesellschaft
- Weiße, die in Sklavereigesellschaft leben und SklavInnen
haben übernehmen Einstellung typischer SklavenhalterInnen
- Je weniger Öffentlichkeit die Sklavenhaltung hat, vor allem
vor nicht-Sklaven-Haltenden Weissen, desto brutaler ist die Sklaverei.
Volle Öffentlichkeit, speziell in Nicht-Sklavengesellschaften,
ist ihr Ende
- Körperlich behinderte SklavInnen wurden als für die
Arbeit unbrauchbar getötet
- SklavInnen wurden auch gezielt gezüchtet (die Ausnahme)
- SklavenhändlerInnen galten als brutal und wurden ungern
gesehen ("notwendiges Übel")
- Keine Sklaverei ohne Gewalt
- Anti-Sklaverei Bewegung: Anzahl der AktivistInnen weniger wichtig,
als Wahrheit der Kampagneninhalte
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