Harald Hofner, Therapie am Gnadenhof
Tiere,welche an Gnadenhöfe gegeben werden sind in den meisten
Fällen Verhaltensgestört und medizinisch unterversorgt.
Der finanzielle sowie der Zeitaufwand für die Behebung dieser
Defizite werden sehr oft unterschätzt.
In unserem Fall übersteigt er den Aufwand für die Ernährung
bei Weitem. Verhaltensstörungen sind ein sichtbares Zeichen
für eine Überforderung der evolutiven Verhaltenssteuerung.
Im Einzelnen sind sie häufig Folge von einem Mangel an adäquaten
Reizen,fehlender Komplexität des Lebensraumes und daher oft
erfolglosem Appetenzverhalten,Überflutung mit Stressreizen,ohne
entsprechende Möglichkeit artgemäß zu reagieren,das
heißt Folge einer nicht kontrollierbaren Umwelt,ständiger
Konfliktsituationen.
Weitere Gründe sind ein nicht angemessenes soziales Umfeld,Deprivationsschäden
infolge von Erfahrungsentzug während der Jugendentwicklung.
Viele so genannte Unarten sind als schadensvermeidende Reaktion
des Tieres auf unangemessenen Umgang oder Haltungsbedingungen anzusehen
und beruhen oft auf Verständigungsschwierigkeiten zwischen
Mensch und Tier. Die Behandlung von Verhaltensproblemen muß
zu allererst in einer deutlichen Verbesserung der Umweltbedingungen
und Beseitigung der Ursache bestehen. Dem Tier muss die Möglichkeut
gegeben werden Normalverhalten zu zeigen.
Die Haltungsbedingungen müssen den besonderen Bedürfnissen
der Tiere gerecht werden.
Das heißt : Sozialpartner,angemessene Ernährung,keine
Isolation,Erkundungs-und Rückzugsmöglichkeiten,ausreichender
Bewegungsraum.
Daher ist das Aufgabengebiet von Gnadenhöfen weit umfangreicher,als
oftmals angenommen. Es reicht nicht,daß Gnadenhöfe als
Sammelstelle abgelegter Tiere fungieren und sich nur auf das Verabreichen
von Futter und Unterbringung beschränken,sondern sollten Therapiezentren
darstellen.
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