5. - 8. September 2002
 
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Romana Rathmanner, "Der irrtümliche und missbräuchliche Gebrauch des Begriffes „Alternativmethode“ bzw. „Ersatzmethode“ zum Tierversuch."

Eine der zentralen Forderungen des Internationalen Bundes der Tierversuchsgegner (IBT) ist die staatliche Förderung der Forschung nach Alternativ- bzw. Ersatzmethoden, bzw. um Missverständnisse zu vermeiden, von tierversuchsfreien Methoden.
Man kann beobachten, dass die Forschung nach Alternativmethoden ausgerechnet von den Leuten betrieben wird, die bislang Tierversuche gemacht haben bzw. in der Regel parallel dazu noch immer Tag für Tag Tierversuche machen. Wissenschafter, bestimmte Disziplinen, die bislang ohne Tierversuche ausgekommen sind, sehen offenbar auch keinen Bedarf nach Alternativen zu forschen.
Nun ist es in der Praxis sicherlich so, das müssen auch wir TierversuchsgegnerInnen zur Kenntnis nehmen, dass nicht immer ein bestimmter Tierversuch, z.B. der akute Toxizitätstest, auf Anhieb 1:1 durch eine alternative Methode ersetzt werden kann. Aus dieser Situation, man möchte sagen, aus diesem Dilemma heraus, wurde die drei R-Philosophie bzw. –Strategie entwickelt, worunter Verfahren zu verstehen sind, die es ermöglichen, dass Tierversuche reduced, refined und replaced, also verringert, verfeinert und ersetzt werden.
Darüber hinaus gelingt es den Vertretern der drei R-Philosphie, diese 3-R-Verfahren dem Gesetzgeber als Alternativen zum Tierversuch unterzujubeln. Auf diese Weise werden nun Projekte, ja sogar Staatspreise zur Förderung von Alternativen zum Tierversuch vergeben, obwohl sehr wohl Tiere – allerdings im Sinne der drei Rs - hierfür „verbraucht“ werden.
Auch der Öffentlichkeit und selbst uns TierversuchsgegnerInnen lassen sich derartige Verfahren als Alternativen verkaufen. So wurde jüngst verkündet und unkritisch auch von der Tierschutzseite übernommen, dass die OECD vier Alternativen für die weltweite behördliche Prüfung akzeptiert habe. Darunter eine Methode zur Prüfung von Substanzen auf Ätzwirkung an der Haut (TG 430 „skin corrosion testing: TER“). Und wenn man sich dann die Mühe macht, den entsprechenden Gesetzestext auszuheben, fühlt man sich echt betrogen, denn dieser Test wird an Rattenhäuten durchgeführt; zur „Herstellung der Hautstücke“ werden Jungratten verwendet, die vorher eigens „tierschutzgerecht getötet“ wurden. Für jede Testsubstanz werden drei Hautstücke verwendet.
In der Kosmetikrichtlinie werden derzeit unter „alternative Versuchsmethoden“, noch jene verstanden, bei denen überhaupt keine Tiere verwendet werden. Nun fordert der Rat (Gemeinsamer Standpunkt des Rates vom 14. Februar 2002, Abs. 3 b) die Einfügung folgender Begriffsdefinition:
„alternative Versuchsmethode“: eine Methode, bei der keine Tiere verwendet werden, oder, wenn dies nicht möglich ist, eine Methode, bei der sich die Zahl der verwendeten Tiere deutlich reduziert, oder eine Methode, bei der das Leiden der Tiere deutlich verringert wird.“
Weiters hat der Wirtschafts- und Sozialausschuss im EU-Parlament jüngst in einer Stellungnahme angeregt, dass die EU-Tierversuchsrichtlinie, insbesondere die darin enthaltenen „Begriffsbestimmungen überarbeitet werden“ müssten.
Wie man also sieht, lassen sich die EU-Gremien von der Verschleierungsstrategie der 3-R-Vertreter einwickeln, durchaus im guten Glauben, dass damit tatsächlich Tiere und Leiden verringert werden können.
Doch diese Annahme ist in vielfacher Hinsicht trügerisch und es wird unsere Aufgabe sein, dem Gesetzgeber und der Öffentlichkeit dies zu verdeutlichen.
Damit wir – aber letztlich die Tiere- den 3-R-Strategen nicht auf den Leim gehen, muss als erster Schritt eine saubere Definitionstrennung der Begriffe vorgenommen werden. Wir selber sprechen nicht mehr von Alternativ- und Ersatz- oder Ergänzungsmethoden, sondern um jegliches Missverständnis auszuschließen, sei es in der alltäglichen Rede oder in Gesetzestexten, nur mehr von tierversuchsfreien Verfahren und Methoden.
Als nächster Schritt muss aufgezeigt werden, dass durch die Förderung und gesetzliche Verankerung der 3-R-Vefahren unter dem Deckmantel von Alternativen, lediglich die Tierversuche weiterhin gefördert werden und sich damit diese „Methode“ weiterhin fortschreibt, anstatt dass ihr endgültig ein Riegel vorgeschoben wird.
Wir möchten damit nicht die Berechtigung von 3-R-Verfahren in Abrede stellen, sondern ihnen einfach den ihnen angemessen Platz zuweisen: reduce- und refine-Methoden beinhalten Tierversuche und stellen somit weder eine Alternative noch einen Ersatz zum Tierversuch dar und sind somit auch nicht unter dem Titel der Förderung von Alternativen zu subventionieren.
Nur replace-Methoden, also echte tierversuchsfreie Methoden sind mit öffentlichen Geldern zu fördern und mit Preisen zu versehen.
Romana Rathmanner