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VEREIN GEGEN TIERFABRIKEN
Vegane Gesellschaft Österreich

 

 

Märkte für Tierprodukte/ Daten, Fakten, Möglichkeiten aus dem AK "Future Food"

 

Felix Hnat

 

Diese Zusammenfassung ist der Übersicht halber, in etwa so wie die beim Tierrechtskongress verwendeten Folien, strukturiert: Dieses Dokument ist ausführlicher als die 10 Minuten Impulsrede und ist für ein eingehenderes Studium, für offene Fragen, zur Wiederholung oder nur als schlichte Zusammenfassung gedacht und konzipiert.
Bleiben trotzdem einige Punkte unbeantwortet, möchte ich bitte auf die ausführlichen Links verweisen. Hilft das noch immer nicht weiter, beantworte ich auch gerne persönlich ihre Fragen:

Felix Hnat
Vegane Gesellschaft Österreich
info@vegan.at, 01/ 929 14 98-8 oder 0676/ 531 88 95


Märkte für Tierprodukte

Daten, Fakten, Möglichkeiten

Die Zusammenfassung ist so wie der Vortrag auf 3 Ziele ausgerichtet:

  • einen Überblick über die allerwichtigsten Märkte (Fleisch) zu schaffen
  • eine kleine Anleitung zur Dateninterpretation bieten
  • Aufzeigen von Möglichkeiten zum Selbstrecherchieren

Da zu diesem Thema die quantitative Fülle der Daten unüberblickbar ist, habe ich mir erlaubt einige mir wichtig erscheinende Fakten herauszugreifen. Das ist auch der Grund warum ich zuerst meine wichtigsten Quellen erläutere. Diese sind nämlich als Anleitung zum Selbstrecherchieren gedacht, und sind reichhaltiger als die präsentierten Daten.

 

Quellen, international:

  • FAO: Food and Agriculture Organization of the UN, http://www.fao.org
  • EU: Europäische Union und Kommission, http://europa.eu.int/comm/agriculture/
  • Datenbanken (z.B. EUROSTAT, GMID, ISV, SourceOECD, TableBase, Faktiva, RBI, ABI/Inform Pro Quest, Business&Industry, Datamonitor Business Info Center, EBSCO Business Source Premier …sind meist kostenpflichtig, oft aber von Unis oder Bibliotheken zugänglich)
  • Bibliotheken
  • Tierlobby (Veg*organisationen, TS und TR Vereine)
  • Tierausbeuterlobby (Vermarktungsvereine,..)
  • ZMP Deutschland, http://www.zmp.de
  • Ministerien (Landwirtschaft, Verbraucherschutz,…)
  • Suchmaschinen
  • LLM SchwäbischGmünd, http://www.lel.bwl.de/

Quellen, Österreich:

Interpretation:

  • Verbrauch (Kosum, Karkassengewicht): für jedes geschlachtete Tier wird eine europäisch genormte Gewichtszahl aus einer Tabelle entnommen. Innereinen und Blut zählen nicht dazu. Für Schweine zählt zum Beispiel das Normschweinehälftengewicht.
  • Verzehr (Verkauf): je nach Tierart wird vom Verbrauch insgesamt ein gewisser Prozentsatz abgeschlagen, also Fleisch welches nicht direkt verwertbar ist (zwischen 15 und 55%). Weiters wird ein fixer Faktor von in etwa 5% als Tierfutter (Hund und Katz) abgerechnet. Ein nicht messbarer Teil wird als Eigenbedarf angenommen (Eigenschlachtungen). Für Verluste in der Produktion und andere minimale Abweichungen wird auch etwas abgezogen. Für die EU 15 gibt es seit den jeweiligen Beitrittsdaten vereinheitlichte Daten. Auch Zeitreihen, die die Zeit vor und nach EU Beitritt aufzeigen und vergleichen, sind mit Vorsicht zu genießen.
  • Schwankungen Differenz: Die Differenz zwischen Verbrauch und Verzehr unterliegt allerdings auch Schwankungen. Der Fleischsortenmix kann sich ändern, oder aber wird von den jeweiligen Statistischen Ämtern eine neue Methode angewandt, beziehungsweise gewisse Parameter werden anders gewichtet.
  • Deutschland vor und nach der Vereinigung ist ein gutes Beispiel für sehr irreführende Zahlen. Der Fleischverbrauch hat in den letzten 30 Jahren stark abgenommen: --> Grund: Wiedervereinigung
  • Angebot und Nachfrage sind nicht direkt miteinander verbunden: steigende Nachfrage bedeutet nicht sofort steigendes Angebot. Der Preis ist als Allokationsmechanismus zwischengeschaltet. Er gleicht kurzfristige Schwankungen aus.

 

Angebot:

Die Weltproduktionsprognosen sind aus der Sicht der Tiere negativ. Stetige Produktionssteigerungen werden vorhergesagt. Allerdings gibt es regionale Unterschiede: Afrika soll auf niedrigen Niveau stagnieren, Europa und Nordamerika auf hohem Niveau, Südamerika und Australien sollen mäßig wachsen. Asien ist der Wachstumsmarkt schlechthin.

Beinahe in allen europäischen Ländern herrscht eine starke Überproduktion. Die EU ist mit ihren Subventionen mitverantwortlich dafür. Dasselbe ist in den USA beobachtbar. In den Welthandelskonferenzen ist diese Marktverzerrung immer ein wichtiges Thema. In der EU werden der Export, Schlachtungen, etc… gefördert.

Quelle: Lebensmittelbericht 2002, Lebensministerium

Innerhalb Österreichs ist Oberösterreich das Tieragrarland Nummer 1. Sowohl Milch, als auch Fleisch wird dort am meisten produziert. Der Durchmesser des Kreises und die Zahl über dem Kreis bezeichnet die gesamte Tonnen-Produktion an Fleisch und Milch. Die Tortenecken zeigen nur die relative Unterteilung in Milch und Fleisch der Gesamtmenge.

 

Trends auf der Angebotsseite

  • MOEL/ EU 15 Differenzen: Es gibt strukturelle Unterschiede zwischen den EU 15 und den Neumitgliedern. In den MOEL wird weniger Fleisch produziert und gegessen, wobei der Konsum sicher zunehmen wird. Der neu geschaffene Wettbewerb wird sich so auswirken: Die EU 15 werden im Bereich der Tierproduktion relativ Marktanteile gewinnen, die MOEL werden in der pflanzlichen Produktion Marktanteile machen. Tierproduktion ist durchschnittlich kapitalintensiver, außerdem bestehen gewisse Betriebe schon (Vorteil der versunkenen Kosten), Obst-, und Gemüseproduktion ist arbeitsintensiver.
  • Viehbestand: In den EU 15 ist der Viehbestand insgesamt in den letzten Jahren durchschnittlich gefallen.
  • Ertrag: Aufgrund neuer Technologien ist der Ertrag stark gestiegen.
  • Output: ist weniger gestiegen. Für die EU 15 sollten diese 3 Trends weitergehen.
  • 2% Ziel bis 2015 weltweit; jedes Jahr sollen 2% der Gesamtproduktion dazukommen (nicht pro Kopf) bis 2015. Wachstumsmotor dabei ist Asien
  • Konzentration: Produktion (Tierfabriken), Handel,… überall gibt es Konzentration in der Marktmacht. Kleine Betriebe sterben weg, Größere werden immer größer. Handelsliberalisierung verstärkt diesen Trend
  • Leichenmix: Schwein steigt wenig auf hohem Niveau, Rind sinkt, Geflügel boomt

 

Gemeinschaftsverpflegung:

  • 1,784 Mio. Verpflegte/Tag in Österreich
  • 1,214 Mio. in Betrieben, 10.000 davon bei VOEST
  • 378.000 öffentliche Bildung
  • 192.000 andere öffentliche Anstalten, davon 45.000 Bundesheer, 56.000 Krankenhäuser und 70.000 Seniorenheime

In Österreich werden täglich knapp 600.000 Mahlzeiten in öffentlichen Küchen eingenommen. Gerade in Bereichen, wo gesunde Mahlzeiten gefordert sind, besteht ein großes Potenzial, dort pflanzliche Kost verstärkt zu verbreiten. Jetzt dienen öff. Großküchen als Marktpuffer. Zur Zeit der BSE Krise stieg der Rindfleischverbrauch beim Bundesheer extrem an. Durch Ersatz von Fleisch durch Veganes/Fleischersatz könnte so der Fleischmarkt geschädigt werden, der Fleischfakemarkt würde profitieren. Der Autor Alex Bourke (http://www.veggieguides.com) gibt in seinen Publikationen zu Kampagnenideen hilfreiche Tipps für diese Kampagnenart. Eine Verringerung des Fleischanteils in diesem Bereich oder auch im privaten Bereich (die größten Betriebsküchen), könnte mit relativ wenig Aufwand erreicht werden. Darüber hinaus würden viele Menschen zwangsbeglückt werden, sie würden so die Scheu vor veg* Produkten verlieren.

 

Einflussfaktoren auf das Angebot

  • Staatliche Interventionen (Subventionen, Hygienerichtlinien, TS-Gesetze, Verbote, …)
  • Welthandelsbeschlüsse (WTO, EU, Handelsliberalisierungen,..)
  • Seuchen (BSE, Schweinepest, MKS, Geflügelgrippe,..)
  • Futtermittelpreise (Wetter, Insektenplagen,..)
  • Nachfrage (langfristig beeinflusst diese das Angebot mit, wird z.B. weniger gegessen können EU Subventionen 2 Jahre weniger lang aufrechterhalten werden, time-lag ist dazwischen)
  • in kleinen Branchen: Sabotage (Pelz,..)

 

EU Haushalt

Der EAGFL (Europäische Ausgleichs- und Garantie Fond für Landwirtschaft) ist der größte EU Ausgabenposten (knapp unter 50%). Es fließen auch wenige Gelder aus anderen EU Fonds indirekt in die LWS (Strukturbeihilfen,...). Das EU Budget ist eher klein (nur ca. 1,2% des BIP der Mitgliedsstaaten im Vergleich zu ca. 50% in den Budgets der Mitgliedsstaaten. Die EU will diesen Budgetposten allerdings weiter verringern.

In dieser Grafik ist erkennbar, wie viel Geld in welchen Bereich der LWS fließt.
3 Schlussfolgerungen sind zu ziehen:

*ca. 30% des EAGFL gehen in die Viehwirtschaft
*Schwein- und Geflügel wird extrem wenig subventioniert, obwohl am meisten davon erzeugt wird. Gründe dafür: die Märkte boomen, die beiden Tierarten sind sehr effizient im Futterverwerten (nur 3 pflanzliche Kalorien für die Erstellung einer tierlichen Kalorie beim Schwein), nicht sehr landintensiv, Zentralisierung gut möglich
*Milch und Rind werden am meisten subventioniert. Produktion und Konsum sinkt allerdings. Betriebe sind klein strukturiert, eine soziale Komponente dürfte mitschwingen.

  • 60%!!!!!!!!!!!! bäuerlichen Einkommens bestehen durchschnittlich aus öffentlichen Geldern
  • in Österreich wurden im Jahre 2002 2092 Mio. Euro an den primären Sektor ausgeschüttet
  • davon: 54% EU, 25% Land, 21% Bund
  • 27,4% GAP (Gemeinsame Agrarpolitik), 26,5% Struktur, 31% Umwelt
  • GAP: Intervention, Prämien =100% EU, Tierprodukte werden durch GAP Gelder finanziert
  • WTO und EU Rat beschließen wie Tierausbeutungsgelder sich weiter entwickeln werden. Nationale Parlamente sind eigentlich stimmlos in diesem Aspekt (im Gegensatz zu TS Gesetzen,..)
  • Für nationale Vereine wie z.B. den VGT wäre Subventionskampagne deshalb nicht zu empfehlen

Dieses Jahr fand in Genf die letzte Welthandelsrunde statt. Die Entwicklungsländer forderten von Europa einen Abbau der Agrarsubventionen, insbesondere der Exportbeihilfen. Im Gegensatz dazu wollten die Industriestaaten in anderen Bereichen ‚Verbesserungen’. Es wurde ein Kompromiss erzielt. Die Exportbeihilfen sollen nun erstmals 2005 um 20% gesenkt werden. Letztendlich sollen sie auf Null sinken. Auch andere Direktförderungen werden abgebaut. KritikerInnen behaupten, dass der ganze Prozess nur eine Beihilfenumwandlung darstellt. Es wird vom Schachtelmodell ausgegangen: es gibt die gelbe, die blaue, und die grüne Schachtel. Die gelbe Schachtel beinhaltet die für den Welthandel schädlichsten Gelder (Exportsubventionen), die grüne beinhaltet Gelder, die überhaupt nicht handelsverzerrend sind (Umweltförderungen). Gelder sollen von der gelben in die anderen umgeschachtelt werden, wobei die blaue auf 5% begrenz wird.
Auch die Ergebnisse der Verhandlungen vor dem letzten EU Beitritt haben aus TR Sicht nur eine geringe Verbesserung ergeben. Das damalige System hätte mit den MOEL Länder nicht aufrechterhalten werden können. Direktzahlungen für erzeugten Produkte wurden sanft umgeschichtet: mehr Flächensubventionen und Umweltförderungen.
Das Drängen auf Freihandel und die EU Budgetknappheit wird dazu beitragen die Viehförderungen in Hinkunft zu kürzen.
Welthandelsliberalisierung wird das Angebot insgesamt verringern, aber gleichzeitig die Marktkonzentration stärken. Effekt davon: weniger Betriebe und ein geringerer Teil der Bevölkerung, deren Existenz durch TR/TS bedroht wird. Sozial eher negativ, aus TR Sicht positiv zu bewerten.

 

Nachfrage

Fleisch und Fischverbrauch in EU15:

  Fleisch Schwein Geflügel Rind + Kalb Schaf + Ziege Fleisch + Fisch
EU-15 96,6 43,1 22,3 19,6 3,4  
Spanien 126,9 66,5 28,0 15,3 6,1 174,4
Dänemark 117,1 63,4 20,5 23,5 1,3 141,9
Frankreich 109,5 36,5 25,5 27,9 4,5 140,1
Irland 108,8 38,7 30,0 17,0 6,5 123,2
Portugal 105,5 43,8 31,0 17,0 3,4 161,2
Österreich 97,7 56,4 18,0 18,8 1,1 110,5
Belgien / Lux. 92,5 45,6 16,5 20,0 1,8  
Italien 91,5 37,9 18,0 24,5 1,5 115,3
Griechenland 91,1 32,5 18,5 20,4 13,9 114,1
Deutschland 89,0 53,7 10,4 12,3 1,1 103,4
Niederlande 85,5 40,4 22,4 19,6 1,4 107,7
V. Königreich 83,0 24,7 28,9 19,0 6,0 104,6
Schweden 75,5 34,7 14,2 22,5 1,0 104,4
Finnland 64,6 32,7 15,5 17,7 0,3 96,4

Quelle: ZMP, FAO, Eigenerstellung


Fleischverbrauch: Der Fleischkonsum innerhalb der EU ist sehr verschieden, in Spanien wird in etwa doppelt soviel Fleisch verbraucht wie in Finnland. Auffallend wenig Fleisch wird in Ländern konsumiert, in denen die TS/TR Bewegung relativ stark ist und wo es einen eher höheren Veg* anteil gibt. Traditionen und eventuell das Klima (eher nördlich) spielen auch eine Rolle.
Der Fischverbrauch ist logischerweise in Ländern mit großer Küste stark ausgeprägt. Warme Temperaturen spielen eventuell auch eine Rolle, Tradition auf alle Fälle. Fisch und Fleischverbrauch korrelieren leicht positiv.
Die Einwohner des Binnenlands Österreich ist letzter beim Fischkonsum.

Quelle: AMA, www.fleischindustrie.at

Der Fleischverbrauch ist in Österreich nach dem Krieg stark angestiegen. Ab 1990 dürfte eine Marktsättigung eingetreten sein und der Konsum stagniert seither. Allerdings ist eine Umschichtung von Rind auf Geflügelfleisch eingetreten. Schweinefleischkonsum schwankt leicht auf hohem Niveau.

 

Einflussfaktoren auf die Nachfrage

  • Globale Trends, die sich auf alle Lebensbereiche auswirken, beeinflussen die Essgewohnheiten mit:
    • Convenience: Essen soll gemütlich sein, wenig Arbeit machen (Fertiggerichte)
    • Fast Food: Imbisse dauern nicht lange in der Zubereitung
    • Gesundheit: dieser Trend kommt dem Vegetarismus am meisten zu Gute
  • kurzfristig Preis, allerdings verändert sich der Preis auch schnell wieder
  • Einkommen: Fleisch ist leider ein Zeichen von Wohlstand in den Köpfen der Armen (siehe Osteuropa, Asien, Nachkriegszeit, Altersheim);
  • Vegetarismus
    • in Ö: von 2% (1998) auf 3%(2003) gestiegen
    • Erhebungsproblem: in keiner Statistik (Mikrozensus, Volkszählung, oder bei EUROSTAT, die die nationalen Befragungen bestimmen), wird die Ernährungsform mitberücksichtigt. Das sollte in Zukunft auch eine Forderung der TR Seite sein.

 

2 große Fragen

*Beeinflusst die Nachfrage das Angebot?JA!, allerdings mit einem time-lag dazwischen und nur indirekt. Sinkt z.B. in der EU die Nachfrage nach Fleisch, können die Subventionszahlungen z.B. nur 5 statt 9 Jahre aufrechterhalten werden. Sie werden gestrichen, unmittelbar danach sinkt die Produktion. --> Konsumboykott und Veganismus macht Sinn! Ein real bestehender deutlicher Einfluss des Veganismus ist auch der Einfluss auf das alternative Angebot: Heutzutage ist es in den meisten Gegenden problemlos möglich vegan zu ‚überleben’.

*Beeinflussen wir die Nachfrage?JA!, allerdings ist die kritische Masse (die nötig ist, die Fleischindustrie massiv zu schädigen) wahrscheinlich noch nicht erreicht. Berichte und Studien darüber berücksichtigen Veg* oftmals wahrscheinlich auch nicht mit. Die oben genannten globalen Trends sind dominant im Moment.