Vegane Ernährung während der Schwangerschaft
Susanne Cejka
Wer ist die ADA?
Die ADA (American Dietetic Association) ist die größte
US-amerikanische Vereinigung von Ernäh-rungsexpertInnen (ErnährungswissenschaftlerInnen,
DiätberaterInnen etc.) mit rund 70 000 Mitgliedern.
Die Aussagen der ADA gelten als wissenschaftlich fundiert und wegweisend.
Die ADA wurde bereits 1917 gegründet. Im Internet ist sie zu
finden unter: www.eatright.org
«Eine gut geplante vegane oder andere Art der vegetarischen
Ernährung ist für jede Lebensphase geeignet, inklusive
während der Schwangerschaft, Stillzeit, Kindheit und Pubertät
…»
Proteinbedarf:
Praktisch gesehen sollte die Proteinzufuhr in der Schwangerschaft
um etwa 10g erhöht werden; in der Stillperiode um 16g.
Fettzufuhr:
Die Fettzufuhr in Prozent der Energie sollte in jedem Alter 30%
betragen; für schwangere Frauen ab dem 4. Monat und Stillende
wird eine Fettzufuhr von 30 – 35 % empfohlen.
Pflanzliche Fette sind bis auf wenige Ausnahmen ohne Cholesterin
und reich an ungesättigtem und mehrfach ungesättigtem
Fett. Das macht pflanzliche Fette um ein vielfaches gesünder
als tierliche Fette, einzig in Palmfett und Kokosnussöl sind
Cholesterin und viele gesättigte Fettsäuren enthalten.
Essentielle Omega 3 Fettsäuren
finden sich in
- Sojabohnen
- Leinsamenöl
- Rapsöl
- Kürbiss
- Walnüssen
Essentielle Omega 6 Fettsäuren
finden sich in
- Sojabohnen
- Distelöl
- Sonnenblumenöl
- Getreide
- Weizenkeime
Vitamine und Mineralstoffe
Im folgenden werde ich auf alle Vitamine und Mineralstoffe eingehen,
deren Bedarf bei einer veganen Ernährung schwieriger zu decken
sind als bei MischköstlerInnen.
Vitamin A kann für den Embryo einer schwangeren Frau die sich
omnivor (d.h. GemischtköstlerIn) ernährt sehr schädlich
sein. Vitamin A von tierlichen Produkten kann zu Hautveränderungen,
Leberschäden oder Schäden an den Augen kommen. Vitamin
A von pflanzlichen Quellen (Beta-Carotine,..) ist dagegen unschädlich.
B Vitamine
Bei den B Vitaminen ist die Deckung nur bei Vitamin B12 etwas
problematisch. Vitamin B12 wird von Mikroorganismen hergestellt,
die in der Erde (also auch auf ungewaschenen Pflanzen) und im tierischen
Verdauungstrakt vorkommen. Fleisch und Milchprodukte sind reich
an Vitamin B12.
Während der Schwangerschaft sollte besonders auf die Vitamin
B12 Zufuhr geachtet werden, durch angereicherte Fertigprodukte oder
durch Supplemente kann der Vitamin B12 Bedarf sicher gedeckt werden.
Vitamin D ist sehr wichtig für
die Aufnahme von Kalzium. Egal wie viel Kalzium dem Körper
zur Verfügung steht, er kann es nur aufnehmen, wenn adäquate
Mengen an Magnesium und Vitamin D zur Verfügung stehen.
Vitamin D ist einerseits in tierlichen Produkten enthalten, und
wird andererseits durch Sonneneinstrahlung auf der Haut produziert.
Manche Produkte, z.B. Brot und Cerealien sind mit Vitamin D angereichert.
Aber Vitamin D kann überdosiert zu Vergiftungen führen
(starker Durst, Durchfall, Übelkeit, Kopfschmerzen).
Die Tagesdosis an Vitamin D sollte 5 Mikrogramm nicht überschreiten.
Ein guter Weg einen ausgeglichenen Vitamin D Haushalt zu bekommen
ist jeden Tag ca. 15 Minuten leicht bekleidet in die Sonne zu gehen.
Eisen
Besonders Frauen haben oft Probleme die benötigte Menge an
Eisen aufzunehmen, besonders in der Schwangerschaft muss auf den
Eisenbedarf geachtet werden. Gute Quellen für Eisen sind Sonnenblumenkerne,
Linsen, Kichererbsen, Pflaumen, getrocknete Aprikosen, Brokkoli,
Avocado, Kellogg’s Kornflakes.
Vegane Stillperiode
In Studien über den Gehalt von mehrfach ungesättigten
Fettsäuren ist aufgefallen, dass sich die Muttermilch veganer,
vegetarischer und omnivorer Frauen unterscheidet.
Der Unterschied findet sich im Gewebe der Kinder wieder. Auswirkungen
davon sind noch nicht bekannt, doch die bisherige Forschung zeigt,
dass sich vegane Säuglinge und Kinder normal entwickeln. Die
Ernährung veganer Kinder enthält im Vergleich zur omnivoren
Ernährung weniger Fett und ist besonders reich an mehrfach
ungesättigten Fettsäuren.
Vegane Frauen müssen beim Stillen besonders auf die Vitamin
B12 Zufuhr achten, das gestillte Baby kann einen Vitamin B12 Mangel
haben, ohne dass die Mutter Mangelerscheinungen hat.
Damit der erhöhte Bedarf während der Stillperiode gegeben
ist, sollte auf eine hohe Zufuhr von Vitamin B12 geachtet werden.
Vitamin B12 kann auch supplementiert werden (z.B. Higher Nature
)
Eine Schwangerschaft von Mischköstlerinnen
birgt ernährungstechnisch zwei spezifische Risken: eine Schädigung
des Embryos durch zuviel Vitamin A und eine Krankheit durch ein
Folsäuredefizit. Bei einer veganen Schwangerschaft gibt es
nur einen Risikofaktor, was die Ernährung betrifft; es kann
ein zu niedriges Vitamin B12 Niveau zu Mangelerscheinungen führen.
Beikost
Wenn folgende Richtlinien beachtet werden, ist eine vegane Ernährung
von Säuglingen und Kleinkindern völlig unproblematisch:
- Wichtig dabei ist, dass die Mägen von Babys und Kleinkindern
klein sind, deshalb sollte energiereiche Kost zugeführt werden.
- Obst ist energiereicher als Gemüse;
- Selbstgemachte Breie aus Cerealien sollten als dicker Brei
gefüttert werden, der mit wenig Öl versetzt ist.
- Soja- Leinsamen- und Rapsöl sollte der Nahrung beigemengt
werden: das ist wichtig für die Entwicklung des Gehirns und
der Sehkraft.
- Bestrichenes Brot das ca. ab dem 8 Monat gereicht werden kann,
sollte mit Margarine bestrichen sein, die mit Vitaminen angereichert
ist (am besten Vit. D2 und B12).
- Brote können auch mit Tahin, Mandelmus oder feiner Erdnussbutter
bestrichen werden, das erhöht den Energiegehalt.
- Salzarmer Hefeextrakt enthält viele Mineralstoffe und
Spurenelemente und kann fast jeder Mahlzeit beigemengt werden.
- Gekochte und zerdrückte Hülsenfrüchte liefern
Energie und Eiweiß, sollten aber erst nach dem 8 Monat zugefüttert
werden.
- Um die Eisen- und Calcium Resorption zu optimieren, kann schwarze
Melasse (besondere Form von Zuckerrohrsirup, erhältlich in
Bioläden und im Reformhaus) verwendet werden.
- Tofu mit calciumhaltigem Salz (z.b. Calciumsulphat) enthält
mehr Calcium als tierliche Milchprodukte. Als Calciumlieferant
kann auch grünes Blattgemüse dienen.
- Sojamehl, Weizenkeime, Hirse, gemahlenen Mandeln, Vollkornbrot,
getrocknete Feigen und Aprikosen sind sehr gute Eisenlieferanten.
Trockenfrüchte können in etwas Flüssigkeit eingeweicht
werden, und dann zu Brei zerdrückt werden.
- Zur Verbesserung der Eisenaufnahme können jeder Mahlzeit
Zitrusfrüchte, Kartoffeln, grünes Blattgemüse oder
Tomaten beigemischt werden.
- Um die Vitamin D Zufuhr zu sichern, sollte das Kind jeden Tag
15 - 20 min. nicht voll bekleidet in der direkten (nicht prallen)
Sonne sein, wenn es nicht allzu heiß ist.
- Es sollte Sojamilch mit Zusätzen von Calcium und den Vitaminen
B12 und D2 verwendet werden.
Einige praktische Rezepttipps:
Zwiebackmansch
Dinkelzwieback oder Mehrkornflockenmischung in Fruchtsaft, pflanzlicher
Milch oder Wasser erweichen und zusammen mit Obst (zerdrückte
Banane oder Avocado, geriebener Apfel, zerdrückten Beeren)
zu einem Brei verarbeiten, 1 Esslöffel Soja- Raps- oder Leinsamenöl
versetzen.
Kartoffel-Karottenreisbrei
Einen kleinen Kartoffel und eine Karotte schälen, würfeln
und weich kochen. Etwas glutenfreien Babyreis in einem extra Kochtopf
kochen. Alles Mischen und pürieren zum Schluss noch etwas Hefeextrakt
und einen Esslöffel Öl beimengen.
Grüner Brei
Einen kleinen Kartoffel, eine halbe Karotte, ein Blatt Kopfsalat,
1 Zweig Petersilie; alles mit warmen Wasser bedecken und auf kleiner
Flamme weich kochen. Mit dem Kochwasser durch ein Sieb drücken.
Etwas Hefeextrakt und Öl unterrühren.
Das Rezept kann variiert werden durch zarte Getreideflocken; nach
dem 8. Monat können dem Rezept noch rote Linsen zugesetzt werden,
um den Proteinbedarf zu decken.
Hirse-Gemüsebrei
Eine Karotte schälen, würfeln und weich dünsten,
dann 20g Hirseflocken einstreuen und alles unter ständigem
Rühren aufkochen lassen, vom Herd nehmen; einen kleinen Apfel
schälen, fein raspeln und dazugeben, alles durchpürieren.
Zum Schluss noch 2 EL Orangensaft und 1 EL Öl unterrühren.
Brokkoli-Hafer Brei
Einen halben Bund Brokkoli gut waschen und in wenig Wasser weich
dünsten, 20g sehr feine Haferflocken etwas im Kochwasser aufweichen,
dann alles pürieren und mit etwas Hefeextrakt und 1 Esslöffel
Öl aufwerten.
Aprikosenspeise
3 getrocknete Aprikosen einige Stunden in Wasser legen, bis sie
weich sind, dann mit dem Wasser pürieren, mit einer zerdrückten
halben Banane mischen. 1 EL Mandelmus beimengen.
Avocadotraum
Eine halbe weiche Avocado zerdrücken und mit 1 EL Zitronensaft
und 1 TL schwarze Melasse vermischen. Eine Apfelhälfte schälen,
fein reiben und zur Avocado dazugeben. Bei Bedarf kurz pürieren
und noch mit 1 EL Nussmus verfeinern. Dieser Fruchtbrei kann auch
mit in Flüssigkeit aufgeweichtem (Vollkorn-) Zwieback vermengt
werden.
Diese Rezepte können beliebig variiert werden, mit verschiedenen
Gemüse- und Obstsorten. Die Getreidesorten können ausgetauscht
werden. Statt Zwieback kann auch Reiswaffeln verwendet werden.
Lebensmittel die besonders gut verträglich
sind:
Karotten, Kartoffeln, Fenchel, Kürbis, Brokkoli, Äpfel,
Birnen, Zucchini, Kohlrabi, Bananen, Aprikosen, Trauben, Zuckermais,
Tomaten, Blumenkohl, Melonen Kastanien, Reis, Gries, Nudeln, Getreideflocken;
Quellen:
- Your Vegetarian Pregnancy: A Month-By-Month Guide to Health
and Nutrition
Holly Robert
Fireside Book, 2003
- Vegane Ernährung
Gill Langley
Echo-Verlag, 1999
- Mein VivaVegan Baby
Silke Ruthenberg
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