Analyse vergangener Kampagnenerfolge
alternative Ziele: Gesetze oder Firmen oder Bewusstsein
Dr. Martin Balluch
Kampagne: Pelzfarmverbot
Ausgangspunkt: wenige Farmen; wirtschaftlich ist der Handel aber
nicht die Produktion von Pelz relevant
1. Phase Ende 1980er: Öffentlichkeit auf Pelztierleid aufmerksam
gemacht; Pelztierfarmen recherchiert; Wissenschaft bestätigt
Pelztierleid
2. Phase Mitte 1990er: Politisch wird erreicht, dass Gesetze für
jede Tierhaltung zu erlassen sind, auch für Pelztierhaltung
? Länder erlassen Verbote
3. Phase Ende 1990er: Letzte Pelzfarmen unter Druck gesetzt ? Verbot
+ Kompensation
Ergebnis:
- Alle Pelzfarmen geschlossen
- Pelzhandel davon unberührt
Kampagne: Wildtierverbot im Zirkus
Ausgangspunkt: wenige Zirkusse mit Wildtieren; wirtschaftlich irrelevant
1996: Filmmaterial erstellt; Wissenschaftliches Gutachten gegen
Wildtiere im Zirkus
1997-1999: Dauerdemos vor dem Golden Circus ? Bankrott November
1999, Bären September 2002 nach Arbesbach
1996-2002: Dauerdemos vor dem Zirkus Knie; viel Gewalt gegen DemonstrantInnen;
mehrere Konkurse; Verkauf der Wildtiere Sommer 2002
2001-2002: Demos vor dem Zirkus Belly-Wien; massive Gewalt gegen
DemonstrantInnen; Flucht des Direktors wegen illegalem Elefantenimport;
Verkauf der Elefanten November 2002
Ergebnis:
- Keine österreichischen Wildtierzirkusse
- Verbot ab 2005
Bemerkungen:
- Keine Mehrheit für Verbot
- Ohne Verbot laufend neue Wildtierzirkusse – als ausländische
Gäste oder Neuversuche im Inland
Kampagne: Legebatterieverbot
Ausgangspunkt: sehr viele Legebatterien, wirtschaftlich sehr relevant
Seit 1980er Jahre: Aufklärung über Tierleid in Legebatterien,
u.a. in Schulen
1995: Gründung der TS-Kontrollstelle; Etablierung und Kontrolle
„alternativer“ Haltungen; intensive Zusammenarbeit mit
Wissenschaft
1999: EU-Legehennenrichtlinie bringt Käfigvergrößerung
ab 2003 + ausgestaltete Käfige ab 2012
2003: 48 Legebatterien gefilmt und angezeigt – zu kleine
Käfige; mehrere, offene Legebatteriehuhnbefreiungen; Prozesse;
Volksanwalt
2004: massives, politisches Lobbying; ausgestaltete Legebatterien
aufgedeckt und angezeigt
Ergebnis:
- Echtes Legebatterieverbot ab 2009
- Massive Auswirkungen auf Eierhandel
Was ist ein Tierrechtserfolg?
Tierrechtserfolg = Meilenstein am Weg zu Tierrechten, d.h. Eckpfeiler
der Bewegung beim historischen Rückblick
Grundsätzlich: „aktiv sein, aktiv sein, aktiv sein“
(Ghandi, Luther), weil eine soziale Bewegung steht und fällt
mit dem Aktivsein – hält Thema lebendig
Kritik:
- Anlassbezogene Aktionen: kein fühlbarer Erfolg ? Motivation
geht verloren
- Veganisierung durch Überzeugen von immer mehr Personen:
unmögliche Utopie (Egoismus, mühsam Status zu erhalten)
- Mediale Öffentlichkeit: kurzlebig
- Kampagnen gegen Betriebe: Tiernutzung verlagert sich; Erfolg
wird ohne Druck rückgängig gemacht (Kleider Bauer 2003)
Beobachtung:
Drittes Reich – viele GewaltverbrecherInnen
Soziale Sicherheit – wenig GewaltverbrecherInnen
- nicht die Menschen sind schlecht, sondern die politischen Systeme
TR-Erfolg: ÄNDERUNG DES SYSTEMS
Wie ändere ich ein Gesellschaftssystem?
Kontinuität: die Stabilität
und die Sicherheit der Gesellschaft dürfen nicht gefährdet
werden
Hilfsaktivitäten:
- Identität einer sozialen Bewegung: Aktive müssen
Solidarität und Gemeinsamkeit spüren, UM an der Änderung
des Gesellschaftssystems motiviert arbeiten zu können
- Direkter wirtschaftlicher/sozialer Druck: Konfrontation von
TiernutzerInnen, UM durch eine wirtschaftliche Verlagerung das
Gesellschaftssystem ändern zu können
- Sympathie in der Gesellschaft: Kooperation und Überzeugungsarbeit,
Bewusstseinsbildung, UM Verständnis für eine Änderung
des Gesellschaftssystems zu bekommen
Zentrale Hauptkampagnen:
- Vegane Alternativen schaffen: Infrastruktur, Innovationen,
Netzwerke
- Gesetzliche Verbote von Tierausbeutung
- Gesetzliche Veränderungen des Status von nm Tieren (Menschenaffenrechte,
Verfassung, …)
Tierrechtsgruppen
|
Größere Vereine |
Kleinere Gruppen |
Radikalität |
weniger |
mehr |
Bild in der Öffentlichkeit |
zahm, kompromissbereit |
ehrlicher, radikaler |
Innere Organisation |
hierarchischer |
basisorientierter |
Idealismus |
kleiner |
größer |
Auftreten |
ordentlicher |
exzentrischer |
Planung |
professioneller |
spontaner |
Kampagnenziele |
vorgegebene Ideen umsetzen |
eigene Ideen umsetzen |
Finanzmittel |
größer |
kleiner |
Zugang zur Politik |
besser |
schlechter |
--> ZUSAMMENARBEIT ist essentiell
für den Erfolg!!
|