Tierschutzpartei
Jürgen Gerlach
Ist eine politische Partei nötig, die sich (nicht ausschließlich
aber vorrangig) um Tierrechte und den Tierschutz kümmert, um
das angestrebte Ziel der Anerkennung von einklagbaren Tierrechten
zu erreichen?
Seit Jahrzehnten – in England bereits seit dem Beginn des
19. Jahrhunderts (im Jahre 1820 wurde der erste bekannte Tierschutzverein
in England gegründet) – kämpfen Menschen für
den Schutz unserer Mitgeschöpfe, wie die Tiere im deutschen
Tierschutzgesetz bezeichnet werden. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts
währt der Kampf gegen Tierversuche in Mitteleuropa, gegen
die zunehmende Ausbeutung und die Qual der Tiere in der mehr und
mehr
industrialisierten Landwirtschaft. Seit mindestens der gleichen
Zeit werden angeblich rituelle und sogenannte kulturelle organisierte
Tierquälereien angeprangert und bekämpft.
Außer ein paar Absichtserklärungen und wohlklingenden
Gesetzen, die nicht umgesetzt werden, ist fast nichts erreicht worden.
Mit den Gesetzen haben die etablierten politischen Parteien lediglich
versucht, die Tierrechtler und Tierschüt-zer ruhig zu stellen,
um Wählerstimmen vor Wahlen für die eigene Partei zu sichern.
Gesetze und Verordnungen können nur in Parlamenten erlassen
oder geändert werden. Deshalb ist es wichtig, dass sich auch
die Vertretung der Tiere, die sich dort nicht selbst artikulieren
können, auf den Weg in die Parlamente macht und zwar als eigenständige
Macht, und nicht als Anhängsel bei etablierten Parteien. Denn
als Anhängsel werden Tierschüt-zer – Tierrechtler
gibt es so gut wie überhaupt nicht in etablierten Parteien
– in diesen Parteien behandelt, die man nur vor Wahlen braucht
und einmal laut zu Wort kommen lässt.
Aufbau einer Tierschutzpartei, Organisation und Aufgaben
Die Parteien sind ein verfassungsrechtlich notwendiger Bestandteil
der freiheitlichen demokratischen Grundordnung. Sie erfüllen
mit ihrer freien, dauernden Mitwirkung an der politischen Willensbildung
des Volkes eine ihnen nach dem Grundgesetz obliegende und von ihm
verbürgte öffentliche Aufgabe.
Die Parteien wirken an der Bildung des politischen Willens des
Volkes auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens mit, indem
sie insbesondere
- auf die Gestaltung der öffentlichen Meinung Einfluss nehmen,
- die politische Bildung anregen und vertiefen,
- die aktive Teilnahme der Bürger am politischen Leben fördern,
- zur Übernahme öffentlicher Verantwortung befähigte
Bürger heranbilden,
- sich durch Aufstellung von Bewerbern an den Wahlen in Bund,
Ländern und Gemeinden beteiligen,
- auf die politische Entwicklung in Parlament und Regierung Einfluss
nehmen,
- die von ihnen erarbeiteten politischen Ziele in den Prozess
der staatlichen Willensbildung einführen und
- für die ständige lebendige Verbindung zwischen dem
Volk und den Staatsorganen sorgen.
Die Parteien legen ihre Ziele in politischen Programmen nieder.
Die Parteien verwenden ihre Mittel ausschließlich für
die ihnen nach dem Grundgesetz und diesem Gesetz obliegenden Aufgaben.
Es ist anzunehmen, dass in Österreich für politische
Parteien ähnliche organisatorische Regelungen bestehen wie
in Deutschland.
Die internationale Zusammenarbeit mit Schwesterparteien ist unproblematisch
und vor allem geboten, auch wenn die jeweiligen Programme deutliche
graduelle Unterschiede erkennen lassen in Bezug auf die politischen
Forderungen in Sachen Tierschutz – Tierrechte. In den letzten
Jahren wurden Tierschutzparteien in Frankreich, Spanien, den Niederlan-den,
Belgien, Luxemburg und im Frühjahr dieses Jahres in Griechenland
gegründet.
Tätigkeiten und Erfolgsaussichten von Tierschutzparteien
Einthemen- oder Mehrthemen-Partei? Akzeptanz in der Bevölkerung.
Gründung einer Europäischen Tierschutzpartei.
Möglichkeiten, die sich politischen Abgeordneten in der Kommunalpolitik
bieten. Es gibt hierfür eine Ausarbeitung (beziehbar unter
juergen-gerlach@tierschutzpartei.de)
über die Bereiche, in denen Kommunalpolitiker Entscheidungs-
und Kontzrollbefugnisse haben. Zusammenarbeit mit Vereinen, Verbänden
und Bürgerprotestbewegungen.
Die Entwicklung von einer in den Kommunen aktiven Partei hin zu
einer Partei, die auf Landes- und Bundesebene mit eigenen Abgeordneten
aktiv ist, kommt fast zwangsläufig.
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