Gemälde: Wiese von Hartmut Kiewert – Tiere im Wald zwischen Ruinen

8. Österreichischer Tierrechtskongress

Ein kritischer Blick auf Enteignung und Eigentum von nichtmenschlichen Personen in der bürgerlichen Gesellschaft Samstag 22. Oktober, 10:30 Uhr: Vortrag im Raum Albertina

Etablierte Tierrechtskonzepte stützen sich häufig auf ein bürgerliches Rechtsverständnis, welches das Eigene naturalisiert und als unhinterfragte Begründung voraussetzt. Aufgrund der besonderen Stellung des Eigenen und dem daraus abgeleiteten Eigentum im bürgerlichen Recht re_produzieren bürgerliche Tierrechtskonzepte unweigerlich Konzepte des Subjekts als Eigentümer und zwingen emanzipatorische Bewegungen in ihrer Argumentation das Eigene zu betonen und die bürgerliche Kategorie des Eigentums zu stärken.

Der Vortrag beschäftigt sich mit der Etablierung des bürgerlichen Eigentums mit seinem historischen Ursprung in der materiellen Enteignung, sowie der bürgerlichen Verknüpfung von Eigentum, Eigenwille und Eigenrechten. Darüber hinaus wirft er einen Blick auf den Subjekt- bzw. Personenbegriff nach den Logiken des Enteignetseins und setzt diese in ein Verhältnis zu den Subjekt- bzw. Personenbegriffen der bürgerlichen Tierethik.

Die theoretischen Überlegungen des Konzepts der Subjektkonstitution im Enteignetsein werden in der Analyse des speziesübergreifenden Schreiballtags des Redners deutlich. Während menschliche Personen Überlegungen zu Eigentumsverhältnissen anstellen, arbeitet der Artikel heraus, dass die Hinterfragung der bestehenden Verhältnisse bereits heute tierliche Alltagspraxis ist: der politische Imperativ zum Besetzen wird von nichtmenschlichen Personen nicht nur umgesetzt, sie bildet die Grundlage ihrer besitzlosen Existenz in der bürgerlichen Gesellschaft. In der Analyse wird auf Theorien von Sabine Nuss, Karl Marx, Daniel Loick, Athēna Athanasiu, Judith Butler, Christoph Menke, Hannah Arendt und Theodor W. Adorno zurückgegriffen. Im Speziellen auf die Konzepte Gewohnheitsrechte der Armut (Marx), das Recht, keine Rechte zu brauchen (Loick in Anlehnung an Ahrendt), das Eigentum als die Grundkategorie subjektiver Rechte (Menke), Subjektkonstitution durch Beziehungsförmigkeit unseres Lebens (Athanasiu und Butler) und Nicht bei sich selber zu Hause sein (Adorno).

Diese Theorien werden mit den bürgerlichen Eigentumstheorien in Anlehnung an John Locke verglichen, auf die sich die Bürgerliche Tierethik nach Tom Regan, Peter Singer und Gary L. Francione stützt. Die Arbeit ermöglicht eine Perspektive auf das Zusammenleben von Subjekten, die nicht nur Speziesgrenzen, sondern auch die Grenzen des bürgerlichen Diktats des Eigentums sprengt. Eine Perspektive, die der bürgerlichen Tierethik bisher verborgen bleibt und so die Gewalt des bürgerlichen Liberalismus ausweitet, statt aus ihr zu befreien.

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