Gemälde: Wiese von Hartmut Kiewert – Tiere im Wald zwischen Ruinen

8. Österreichischer Tierrechtskongress

Die Rolle von nichtmenschlichen Tieren im Tierrechtsaktivismus Sonntag 23. Oktober, 9:30 Uhr: Vortrag im Raum Augarten

Nichts über uns ohne uns! – In der Tierethik zeigt sich seit geraumer Zeit ein Trend hin zu einer Konzeptualisierung von nichtmenschlichen Tieren als selbstbestimmten Individuen, deren Handlungen, Wünsche, und Interesse an Mitbestimmung immer mehr erkannt werden. Obwohl die Handlungsfähigkeit nichtmenschlicher Tiere in vom Menschen dominierten Herrschaftssystemen oft eingeschränkt wird, sind bei genauerem Hinsehen verschiedenste Formen des Widerstands gegen die menschliche Repression sichtbar. Nichtmenschliche Tiere sind selbstbestimmte Individuen, die mit ihren Füßen wählen, sich in ihrer eigenen speziesspezifischen Sprache ausdrücken, aber auch über die Speziesgrenzen hinweg kommunizieren und Beziehungen pflegen. Mithilfe von nichtmenschlichen Tieren werden besondere Formen bzw. Dimensionen des Tierrechtsaktivismus erst ermöglicht. Eine direkte Begegnung mit einem nichtmenschlichen Tier ist etwas Besonderes. Es sind auch diese Begegnungen, die uns Menschen dabei helfen können, unser speziesistisches Erbe ein Stück weit hinter uns zu lassen. Solche Begegnungen finden z.B. auch in Katzencafés oder Lebenshöfen statt. Sowohl das Schwein am Lebenshof als auch die Katze im Katzencafé sind authentische, einzigartige Persönlichkeiten. Wer einem Wesen in die Augen sieht, erkennt das Du, und es ist vielleicht gerade auch diese Erkenntnis, die gemeint ist, wenn Kafka sagt: Nun kann ich euch in Frieden betrachten; ich esse euch nicht mehr.

In diesem Vortrag berichte ich aus meiner aktuellen Forschung auf Lebenshöfen, in Katzencafés und in tiertherapeutischen Settings. Diese Settings sind Übungsfelder, in denen neue Arten der Interspeziesinteraktion erfahren werden können. Nichtmenschliche Tiere und ihre Interessen werden ins Zentrum gerückt, ihre Individualität wird wahrgenommen, und ihre Verschiedenheiten über die Speziesgrenzen hinweg werden wertgeschätzt. Somit stellen diese Kontexte wichtige Gegenentwürfe zu der systematischen Gewalt und Unterdrückung dar, die nichtmenschliche Tiere aktuell durch Menschen erfahren.

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