Idee und Konzept
Bis zum 18. Jahrhundert war das Menschenbild der Gesellschaft sehr
stark durch die Philosophie des Perfektionismus von Aristoteles
geprägt, die von der grundsätzlichen Ungleichheit - und
damit einhergehend von der grundsätzlichen Verschiedenwertigkeit
- der Menschen untereinander ausgeht. Die Aufklärung ersetzte
dieses Menschenbild durch die Idee der Gleichberechtigung aller
Menschen. Doch in einer chauvinistischen Feudalgesellschaft ohne
Kinderschutz, Frauenrechte oder irgendwelche Sozialgesetze, konnten
solche Ideen nur durch eine entsprechende soziale revolutionäre
Bewegung, die Menschenrechtsbewegung, etabliert werden. Die heutige
Gesellschaft hat die Wertvorstellungen dieser Bewegung weitgehend
aufgenommen und zur Norm erklärt.
Doch mit dem Menschenbild der Aufklärung wurde ein Tierbild
etabliert, das, wie wir heute merken, in keinster Weise den realen
Gegebenheiten gerecht wird. Nur durch die scharfe Abgrenzung von
den anderen Tieren konnte offenbar die Gleichberechtigung aller
Menschen erkauft werden. Die heutige Gesellschaft hat die Lasten
ihres Wohlstandes zum weitaus größten Teil den nicht-menschlichen
Tieren aufgebürdet: zumindest 65% der Wirtschaft basiert direkt
oder indirekt auf ihrer Totalausbeutung. Offenbar bedarf es jetzt
einer weiteren Revolution, einer neuen sozialen revolutionären
Bewegung, der Tierrechtsbewegung, um hier Abhilfe zu schaffen.
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Die moderne Tierrechtsbewegung der 1970er Jahre hat auch bei uns
in Österreich Fuß gefasst. Sie beschäftigt sich
nicht nur mit Tierschutz, und Tierschutzgesetzen, sondern stellt
die Grundannahme unseres Weltbildes in Frage: warum sollen Menschen
wichtiger sein als nicht-menschliche Tiere? Und diese Frage wird
bereits in einem breiten Fächer von kulturellen und wissenschaftlichen
Bereichen in unserer Gesellschaft diskutiert: juridisch, philosophisch,
biologisch, theologisch, bildhauerisch, musikalisch, tänzerisch,
malerisch, lyrisch, aktionistisch, akademisch, politisch, usw.
Von 27. - 30. November 2008 wird es nun zum dritten Mal einen großen
Kongress dieser Tierrechtsbewegung in Österreich geben. Menschen
aus verschiedensten Fachbereichen sollen zusammenkommen, und die
ihnen spezifischen Aspekte in die Diskussion einbringen.
Dieser Kongress soll aber hauptsächlich von der Basis, von
den selber - in welcher Form auch immer - tierrechtlerisch Aktiven
getragen werden. Das Herzstück des Kongresses wird daher eine
Vielzahl von Arbeitskreisen, Diskussionsrunden und Kurzvorträgen
sein, wobei alle, die wollen, zu Wort kommen können. Wer selber
etwas beitragen will, wie z.B. einen Kurzvortrag von 45 Minuten
zu einem selbstgewählten Thema halten, einen Arbeitskreis einleiten
oder eine Diskussion moderieren, melde sich bitte bei Martin Balluch,
Email: martin.balluch@vgt.at
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In diesem Kongress wollen wir das Gemeinsame fördern und aufgreifen,
und nicht das Trennende herausstreichen. Alle, die die grundsätzliche
Meinung teilen, dass Tiere nicht ausgebeutet und missbraucht werden
sollen, sind auf dem Kongress willkommen. Entsprechend werden alle
Mahlzeiten auf dem Kongress vegan sein. Der Streit zwischen verschiedenen
Vereinen, Gruppen oder Individuen, soll zumindest für den Zeitraum
des Kongresses beiseite gelegt werden. Die Kongressleitung wird
keine Angriffe auf namentlich genannte Individuen oder Gruppen tolerieren.
Wer sich einen Überblick über die Tierrechtsbewegung
verschaffen will, besucht die Vorträge, liest sich durch das
Material auf den Informationstischen im Foyer oder schaut sich die
Tierrechtsvideos an. Wer die Diskussion in gewissen Spezialbereichen
kennenlernen oder mitgestalten will, geht in die entsprechenden
Arbeitskreise und Diskussionsgruppen. Wer gerne selber in irgendeiner
Form im Rahmen der Tierrechtsbewegung aktiv werden will, aber vielleicht
noch nicht weiß wie und wo, wird bei diesem Kongress seine/ihre
Nische, die dem persönlichen Charakter und den eigenen Vorlieben
am besten entspricht, finden.
Die Tierrechtsidee versucht auf eine der Grundfragen unseres Daseins
zu antworten: wie sollen wir uns fühlenden Individuen gegenüber
verhalten. Und gerade weil das eine der Grundfragen ist, spielt
die Antwort in fast alle Bereiche unserer Gesellschaft, ja des täglichen
Lebens, hinein. Deswegen kann man in ALLEN gesellschaftlichen Bereichen,
in denen man aktiv ist, die Tierrechtsbewegung unterstützen
und verbreiten. Die Tierrechtsbewegung kann nur dann ihr revolutionäres
Ziel verwirklichen, wenn sie zu einer Massenbewegung wird, die alle
Schichten der Gesellschaft durchdringt.
Mit diesem größten Tierrechtskongress Österreichs
unterstreicht die Tierrechtsbewegung, dass sie in unserer Gesellschaft
eine anerkannte Kraft geworden ist, mit der man in Zukunft rechnen
wird müssen.
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